Sprachtherapie und Mehrfachbehinderung - bei akademischen Sprachtherapeuten gut aufgehoben. Rund 300 Teilnehmer besuchten 9. wissenschaftliches Symposium des dbs in Karlsruhe

Am 25./ 26. Januar fand in Karlsruhe das 9. wissenschaftliche Symposium des dbs statt. Die akademischen Sprachtherapeuten hatten unter der Leitung des ersten Bundesvorsitzenden, Dr. Volker Maihack, und der dbs-Fortbildungsreferentin, Dr. Barbara Giel, zum Thema ‚Sprachtherapie und Mehrfachbehinderung – Die Internationale Klassifikation von Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) als Chance’ eingeladen.

Aribert Reimann, 1. Vorsitzender des Bundesverbandes für Körper- und Mehrfachbehinderte, betonte in seinem Grußwort die Bedeutung des Symposiums und die Verantwortung der Sprachtherapeuten bei der selbstbestimmten Lebensgestaltung Mehrfachbehinderter.

 

Im Verlauf der Veranstaltung konnten sich die Teilnehmer über die sprachtherapeutischen Probleme mit Kindern mit genetischen Syndromen und cerebralen Bewegungsstörungen ebenso einen Überblick verschaffen wie über Ansprüche und Schwierigkeiten des internationalen Klassifikationsmodells ICF. Dr. Barbara Giel, Institut für Sprachtherapieforschung Moers, Prof. Dr. Klaus Sarimski, Pädagogische Hochschule Heidelberg und Prof. Dr. Judith Hollenweger, Pädagogische Hochschule Zürich, führten in die komplexe Thematik ein und schafften eine breite Wissensbasis bei den rund 300 Teilnehmern.

Prof. Dr. Meja Kölliker-Funk, Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz, zeigte an ersten Erfahrungsbeispielen auf, inwiefern die ICF – bezogen auf die Diagnostik sprachlicher Fähigkeiten - in einem bildungs- und teambezogenen Kontext die Kommunikation zwischen Fachleuten verbessern kann. Kann die Diagnostik mit mehrfachbehinderten Kindern spezifisch erfolgen, sind die üblichen Untersuchungsverfahren einsetzbar und wie sind sie zu modifizieren? Antworten zu diesen Fragen entwickelten die Referentinnen Julia Siegmüller, EWS Akademie für Medizin und Therapie Rostock, und Dr. Maren Aktas, Bielefelder Institut für frühkindliche Entwicklung.  

 

Geschickt leitete die Tagungsorganisatorin und Moderatorin, Dr. Barbara Giel, die Zuhörer auch am zweiten Veranstaltungstag vom Allgemeinen zum Speziellen und den Blick auf die kritischen Fragen. Während Prof. Dr. Jens Boenisch, Humanwissenschaftliche Fakultät der Universität zu Köln, mit seinen Forschungsergebnissen zur kommunikativen Situation von Kindern ohne Lautsprache an Körper- und Geistigbehindertenschulen, den generellen Bedarf an einer stärkeren Einbindung von Sprachtherapeuten in der UK-Versorgung mehrfachbehinderter Kinder betonte, beschrieb Dr. Carla Wegener, Europafachhochschule Fresenius Idstein, am Beispiel des genetischen Syndroms Deletion 22q11 den differentialdiagnostischen und syndrom- spezifischen Versorgungsweg dieser Kinder.

Theoriegeleitet, praxisrelevant und einfühlsam beschrieb Hildegard Kaiser-Mantel, Praxis für Sprachtherapie München, zum Schluss die Möglichkeiten der sprachtherapeutischen Arbeit mit mehrfachbehinderten Kindern auf der Grundlage des Elterntrainingsprogramms FiSchE von Susan Schelten-Cornish. Ihre Ausführungen und

Videos verdeutlichten das Verständnis von Sprach- als Kommunikationstherapie und

offenbarten einen Weg der Forderung Reimanns, Schutz und Würde der Familie

unbedingt zu wahren und mit Kraft, Mut und Fantasie in der (Re-)Habilitation mehrfachbehinderter Kinder zu wirken, gerecht zu werden .

 

Lebhaft und auf die alltagsnahen Fragen der Praxisinhaber und Therapeuten zugeschnitten, griffen die Impulsreferate von Holger Koeppen, IKK-Bundesverband Bergisch-Gladbach, Dr. Wolfgang Uphaus, Medizinischer Dienst der Krankenversicherungen Düsseldorf und Dr. Elisabeth Wildegger-Lack, Praxis für Sprachtherapie, die Themen des Symposium auf und leiteten die Plenumsdiskussion ein .

 

Deutlich wurde, dass die ICF das sonderpädagogische Terrain für die spezifische sprachtherapeutische Arbeit liefern kann und Sprachtherapeuten mehr in die UK-Versorgung Mehrfachbehinderter einbezogen werden müssen, um sie auf dem fachlich erforderlichen hohen Niveau anbieten zu können. Der Heilmittel-Katalog schließt sie in die sprachtherapeutische Versorgung mit ein, jedoch berücksichtigt die Vergütungsstruktur noch nicht den Zeit- und Kompetenzaufwand dieser interdisziplinären Leistung.

 

Den ausführlichen Symposiumsbericht lesen Sie auf den dbs-Seiten der Sprachheilarbeit 2/08.

 

Ulrike de Langen-Müller

Öffentlichkeitsreferentin des dbs

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