Wir möchten Forschung und Praxis der Sprachtherapie zusammenbringen. Deshalb werden hier regelmäßig aktuelle und relevante Studien der Logopädie leicht verständlich auf den Punkt gebracht.
LingoScience berichtet über spannende aktuelle Erkenntnisse, aber auch wegweisende Forschungsergebnisse der Vergangenheit werden vorgestellt. Zum Ende jeder Podcast-Folge werden umsetzbare Schlussfolgerungen für den Praxisalltag gezogen.
Eine Folge befasst sich dabei stets mit einer bestimmten Studie zum Thema Aphasie, Dysarthrie, Sprechapraxie oder neurogener Dysphagie. Diese lässt sich in der Teamsitzung, zum Ausklang des Arbeitstages oder auf dem Weg zur Praxis bequem als Podcast über alle bekannten Plattformen anhören. Die einzelnen Folgen sind zum Mit- und Nachlesen auch als PDF verfügbar. Sie finden den Downloadbutton als Symbol neben der jeweiligen Folge.
LingoScience ist ein Gemeinschaftsprojekt von dem dbs und Lingo Lab. Was Sie im Einzelnen erwartet, sehen Sie in der Kurzbeschreibung der jeweiligen Folge.
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Der therapeutische Ansatz JASPER (Joint Attention Structured Play Engagement and Regulation) wurde entwickelt, um das Erlernen von gemeinsamer Aufmerksamkeit, gemeinsamer Aktion und Spielfähigkeiten zu unterstützen. Frühere Studien haben gezeigt, dass JASPER die verbale Ausdrucksfähigkeit, die gemeinsame Aufmerksamkeit und das Spielverhalten verbessern kann.
Goods, K. S., Ishijima, E., Chang, Y. C., and Kasari, C. (2013). Preschool based JASPER intervention in minimally verbal children with autism: Pilot RCT. Journal of autism and developmental disorders, 43, 1050-1056.
Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung von Dysphagie könnte schwerwiegende klinische Komplikationen wie eine Aspirationspneumonie verhindern. Das Gugging-Swallowing-Screen eignet sich möglicherweise als Dysphagie-Screening für die Intensivstation.
Troll, C., Trapl‑Grundschober, M., Teuschl, Y., Cerrito, A., Gallego Compte, M. & Siegemund, M. (2023). A bedside swallowing screen for the identification of post‑extubation dysphagia on the intensive care unit – validation of the Gugging Swallowing Screen (GUSS)—ICU. BMC Anesthesiology, 23:122.
„Dystextie“ und „Dystypie“ bezeichnen die Beeinträchtigung beim Schreiben bzw. Tippen von Texten, z. B. beim Versenden einer WhatsApp- oder SMS-Nachricht. Sie könnten zukünftig als neue Indikatoren für einen Schlaganfall dienen.
Sharma, A. K., Fridman, S., Gleichgerrcht, E., & Sposato, L. A. (2019). Dystextia and dystypia as modern stroke symptoms: A case series and literature review. Clinical Neurology and Neurosurgery, 180, 25-27.
Die neuronalen Netzwerke, die an dem Erfolg einer Stotterintervention beteiligt sein könnten, wurden bisher kaum untersucht. Korzeczek und Team haben sich daher zur Aufgabe gemacht, die Neuroplastizität bei stotternden Personen, die eine Fluency-Shaping-Therapie machen, zu untersuchen und die Frage zu beantworten, wie sich das Verhalten einerseits und das Gehirn andererseits durch die Stotterbehandlung verändern.
Korzeczek, A., Primaßin, A., Wolff von Gudenberg, A., Dechent, P., Paulus, W., Sommer, M. et al. (2021). Fluency shaping increases integration of the command-to-execution and the auditory-to-motor pathways in persistent developmental stuttering. NeuroImage, 245, 118736. https://doi.org/10.1016/j.neuroimage.2021.118736.
Es gibt unterschiedliche Arten einer Lesestörung, je nachdem, welche Leseroute gestört ist. Üblicherweise wird über alle drei Routen, die semantisch-lexikalische, die direkt-lexikalische Route und die äußere, sublexikalische Route gelesen. Bei einer phonologischen Dyslexie wird die sublexikalische Route ausgespart. Ellyn Riley und Cynthia Thompson aus Evanston (USA) untersuchten 2015 in ihrer Studie die Anwendung der Prinzipien der phonologischen Komplexität bei Erwachsenen mit phonologischer Dyslexie.
Riley, E. A., & Thompson, C. K. (2015). Training pseudoword reading in acquired dyslexia: a phonological complexity approach. Aphasiology, 29(2), 129-150.
Wie intensiv sollte eine Therapie akuter Aphasien sein, um gleichzeitig die größte Wirkung zu erzielen? Diese Frage ist aufgrund der steigenden Anzahl an Menschen in Rehabilitationsmaßnahmen und knapper therapeutischer Ressourcen von großer Wichtigkeit. Die sprachtherapeutische Behandlung nach Schlaganfällen ist darauf ausgerichtet, dass wiederholtes Üben zu neuronalen Veränderungen führt. So sollen bestimmte sprachliche Fähigkeiten wiedererlernt werden. Je mehr, desto besser also? So einfach lässt sich die Frage allerdings nicht beantworten.
Emily Brogan, Natalie Ciccone & Erin Godecke (2021) An exploration of aphasia therapy dosage in the first six months of stroke recovery, Neuropsychological Rehabilitation, 31:8, 1254-1288, DOI: 10.1080/09602011.2020.1776135
Das Hauptziel der deutsch-amerikanischen Studie von Ruth Ditges und Kollegen von der Uniklinik in Freiburg war die Entwicklung und Bewertung von deutschen Versionen des Northwestern Assessment of Verbs and Sentences (NAVS) und des Northwestern Anagram Tests (NAT) zur Untersuchung von Grammatikdefiziten bei deutschsprachigen Patienten mit Aphasie.
Ditges, R., Barbieri, E., Thompson, C. K., Weintraub, S., Weiller, C., Mesulam, M. M., Kümmerer, D., Schröter, N. and Musso, M. (2021). German Language Adaptation of the NAVS (NAVS-G) and of the NAT (NAT-G): Testing Grammar in Aphasia. Brain Sciences, 11(4), 474. DOI: 10.3390/brainsci11040474
Es gibt eine große Vielfalt an Behandlungsansätzen in der Stottertherapie, welche trotzdem von stotternden Erwachsenen häufig negativ bewertet wird. Connery et al. haben sich daher das Ziel gesetzt, existierende Konzepte zu reevaluieren und dabei nicht nur auf die Aufrechterhaltung flüssigen Sprechens, sondern weitere Aspekte des Stotterns zu blicken.
Connery, A., Galvin, R., McCurtin, A. (2021). Effectiveness of nonpharmacological stuttering interventions on communication and psychosocial functioning in adults: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. J Evid BasedMed, 14, 17–26. DOI: 10.1111/jebm.12408.
Das Ziel der Forschungsgruppe von Eliane Lüthi-Müller und ihrem deutsch-schweizerischen Team war es, den Effekt von Capsaicin in Aerosol-Form in der Behandlung von Husteninsuffizienz bei neurogener Dysphagie zu untersuchen. Dafür wurde eine neuartige Darreichungsform erprobt, die es ermöglicht, das Capsaicin auch selbstständig zu verabreichen.
Lüthi-Müller, E., Kool, J., Mylius, V., & Diesener, P. (2022). A new therapeutic approach for dystussia and atussia in neurogenic dysphagia: effect of aerosolized capsaicin on peak cough flow. Dysphagia, 37(6), 1814-1821.
Diese Interventionsstudie untersucht die Verbesserung des Sprachverständnisses von Kindern mit SES und zeigt auf, dass es viel Sinn ergibt, das Sprachverständnis zu fördern, da dies die Grundlage für die produktiven Fähigkeiten bildet.
Acosta‐Rodríguez, V. M., Ramírez‐Santana, G. M., and Hernández‐Expósito, S. (2022). Intervention for oral language comprehension skills in preschoolers with developmental language disorder. International Journal of Language & Communication Disorders, 57(1), 90–102.
Frühere Studien zeigen, dass 56% der an CoViD-19 erkrankten Personen bei Entlassung aus dem Krankenhaus eine Dysphonie aufweisen. Die Auswirkungen der Intubation als Teil der CoViD-19-Behandlung aufs Schlucken und die Stimme sind international unklar, ebenso wie der Bedarf an Dysphagie- und Dysphonie-Interventionen. Ziel der Studie um Julie Regan war es die Stimm- und Schluckprobleme nach der Extubation in Irland während der ersten Welle der Pandemie zu untersuchen.
Regan, J., Walshe, M., Lavan, S. et al. (2021). Post-extubation dysphagia and dysphonia amongst adults with COVID-19 in the Republic of Ireland: A prospective multi-site observational cohort study. Clinical Otolaryngology, 46, 1290–1299.
ISKA ist das Pendant von CIAT und als solches eine Intensiv-Gruppentherapie für Kinder mit Aphasie. ISKA steht für: Intensives Sprachtraining für Kinder mit Aphasie. Das Konzept wurde 2007 im Hegau-Jugendwerk Gailingen entwickelt, einem neurologischen Krankenhaus und Rehabilitationszentrum für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Pete Guy Spencer ist Klinischer Linguist dort und hat das Intensivtherapiekonzept ISKA nach 13 Jahren im Hinblick auf die Wirksamkeit ausgewertet (2020).
Spencer, P. G. (2020). ISKA – Intensives Sprachtraining für Kinder mit Aphasie in Anlehnung an CIAT: Besonderheiten in Therapiesetting und Diagnostik sowie Ergebnisse zur Wirksamkeit. In: Sprache · Stimme · Gehör, 44 (4), S. 199-204. DOI: 10.1055/a-1207-3520.
Es besteht kein Konsens darüber, ob bei Vorschulkindern ein direktes oder indirektes therapeutisches Vorgehen gegen Stottern ausgewählt werden sollte. Aus diesem Grund hat die Forschungsgruppe von Caroline de Sonneville-Koedoot eine vergleichende Studie durchgeführt.
De Sonneville-Koedoot C, Stolk E, Rietveld T, Franken M-C (2015) Direct versus Indirect Treatment for Preschool Children who Stutter: The RESTART Randomized Trial. PLoS ONE 10(7) :e0133758. doi:10.1371/jour-nal.pone.0133758.
Das Ziel der Arbeitsgruppe war es, mithilfe der FEES die Auswirkungen von gemischten Konsistenzen an Dysphagie-Betroffenen zu untersuchen. Wie unterscheiden sich das Risiko einer Penetration oder Aspiration, die pharyngealen Rückstände und die Lage des Bolus bei Schluckbeginn im Vergleich zu einzelnen Konsistenzen?
Mozzanica, F., Pizzorni, N., Scarponi, L., Bazzotti, C., Ginocchio, D., and Schindler, A. (2021). Mixed consistencies in dysphagic patients: A myth to dispel. In: Dysphagia, 1–9.
Es gibt derzeit wenig Interventionsansätze, die sich auf das Markieren von Zeitformen und Kongruenz bei Kindern fokussieren. Stephanie De Anda und ihr Team von der Universität Oregon in den USA wollten diese Lücke 2020 mit einer Fallstudie schließen. Dafür nutzen sie den sogenannten Komplexitätsansatz.
De Anda, S., Blossom, M., & Abel, A. D. (2020). A complexity approach to treatment of tense and agreement deficits: A case study. Communication Disorders Quarterly, 41(4), 250-260.
Das italienische Team um Manuela Lavelli wollte mit dieser Studie die Wirksamkeit eines Elterntrainings zur Anwendung von Vorlesestrategien mit Kindern mit SES untersuchen. Dafür wurde ein achtwöchiges elternbasiertes Vorlesetrainingsprogramm durchgeführt.
Lavelli, M., Barachetti, C., Majorano, M., Florit, E., Brotto, C., und Miottello, P. (2019). Impacts of a shared book‐reading intervention for Italian‐speaking children with developmental language disorder. International journal of language & communication disorders.
Es gibt verschiedene Therapieansätze zur Behandlung des Stotterns, jedoch ist gerade in ländlichen Gegenden der Zugang zu und die Verfügbarkeit von Therapieplätzen ein Problem. Ein Lösungsansatz ist die Sprachtherapie per Telemedizin, beispielsweise durch das Camperdown Programm. Der Frage, wie erfolgreich die Teletherapie im Vergleich zur persönlichen Therapie vor Ort ist, wird in dieser Studie auf den Grund gegangen.
Carey, B., O‘Brian, S., Onslow, M., Block, S., Jones, M. & Packman, A. (2010). Randomized controlled non-inferiority trial of a telehealth treatment for chronic stuttering: the Camperdown Program. International Journal of Language and Communication Disorders, 45(1), 108-120.
Um Erkenntnisse über die Verwendung von Gesten als potenziell kompensatorisches kommunikatives Mittel für Menschen mit Aphasie zu bekommen, untersuchen Carola de Beer & Team den Einfluss unterschiedlicher Kommunikationssituationen auf den Gebrauch von Sprache und Gesten.
de Beer, C., de Ruiter, J. P., Hielscher-Fastabend, M., Hogrefe, K. (2019). The Production of Gesture and Speech by People With Aphasia: Influence of Communicative Constraints. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 62, 4417–4432.
Viele Kinder mit Sprach-, Sprech- und Kommunikationsstörungen haben Schwierigkeiten, Wörter zu erwerben und zu verwenden. Die meisten Studien berichten von den Vorteilen eines vorwiegend phonologischen Ansatzes. Jean Wilson und ihr Team haben die Effekte einer semantischen Therapie bei Kindern mit Wortfindungsstörungen untersucht.
Wilson, J., Aldersley, A., Dobson, C., Edgar, S., Harding, C., Luckins, J., Wiseman, F., and Pring, T. (2015). The effectiveness of semantic therapy for the word finding difficulties of children with severe and complex speech, language and communication needs. Child Language Teaching and Therapy, 31(1), 7-17.
Aspirationspneumonien sind eine der häufigsten Todesursachen bei Patientinnen und Patienten mit Dysphagie. In dem Review von Nina Müller, Carola de Beer und Ulrike Frank von der Uni Potsdam wird der Frage nachgegangen, welche Effekte die Mundpflege auf das Pneumonierisiko von Betroffenen einer Dysphagie hat.
Müller, N., de Beer, C. und Frank, U. (2022). Ist die therapeutische Mundpflege bei Dysphagiepatienten verschwendete Zeit? Ein narrativer Review zu Effekten der Mundpflege auf die Pneumoniehäufigkeit und Ableitung einer Handlungsempfehlung. Sprache Stimme Gehör, 46(03), 150–155.
Die Forschungsgruppe um M. Nikravesh aus dem Iran untersuchte, welche Effekte ein Training des Arbeitsgedächtnisses auf sowohl Gedächtnis- als auch sprachliche Leistungen bei Menschen mit Aphasie hat. In der Studie von 2021 berichtet sie die Ergebnisse.
Nikravesh, M., Aghajanzadeh, M., Maroufizadeh, S., Saffarian, A., and Jafari, Z. (2021). Working memory training in post-stroke aphasia: Near and far transfer effects. Journal of communication disorders, 89, 106077.
Die bisher durchgeführten Studien zur VED-Therapie bei Kindern weisen eine eher geringe Evidenz auf, da es sich fast ausschließlich um Nicht-RCTs, Einzelfallreihen oder Fall-Kontroll-Studien handelt. Morgan und Kollegen haben deshalb ein Cochrane Review durchgeführt, um herauszufinden, welche Therapieansätze bei verbaler Entwicklungsdyspraxie am effektivsten sind.
Morgan, A. T., Murray, E., & Liégeois, F. J. (2018). Interventions for childhood apraxia of speech. The Cochrane database of systematic reviews, 5(5), CD006278.
In der Dysphagie-Therapie gibt s verschiedene Manöver, die zur Verbesserung des Schluckens eingesetzt werden. Hierbei wird zwischen Schluck-Manövern und schluckfreien Übungen unterschieden, die sich nach dem Prinzip der Neuroplastizität positiv auf das Schlucken auswirken können. Hier stellt sich nun auch die Frage, inwieweit sich physische Übungen, die auf den ganzen Körper wirken, einen positiven Einfluss auf das Schlucken haben können.
Pu, D., & Yao, T. J. (2023). The use and effects of whole‐body exercises on swallowing function: A scoping review. International Journal of Language & Communication Disorders.
Multidimensionale Therapieansätze sind auf dem Gebiet der Redeflussstörungen bereits gut etabliert und integrieren sowohl verhaltensbezogene als auch emotional-kognitive Elemente. Hilda Sønsterud und ihr Team entwickelten an der Universität Oslo einen klientenzentrierten Therapieansatz namens MIST (Multidimensional Individualzed Stuttering Therapy).
Sønsterud, H., Halvorsen, M. S., Feragen, K. B., Kirmess, M., & Ward, D. (2020). What works for whom? Multidimensional individualized stuttering therapy (MIST). Journal of Communication Disorders, 88, 106052.
Die Arbeitsgruppe um Sara Stampacchia vermutet, dass das Beüben von unterschiedlichen Assoziationen ein erfolgreicher Ansatz für semantische Störungen sein könnte. Sie beschreiben in ihrem Artikel von 2021 eine Therapieform, bei der starke und schwache semantische Assoziationen trainiert werden. Das Forschungsteam erwartet dadurch auch eine Generalisierung auf ungeübte Items und Aufgaben.
Stampacchia, S., Hallam, G. P., Thompson, H. E., Nathaniel, U.,, L., Smallwood, J., … & Jefferies, E. (2021). Training flexible conceptual retrieval in post-stroke aphasia. In: Neuropsychological Rehabilitation, 1–27.
Viola Bellingen untersuchte in ihrer Masterarbeit adie Padovan-Methode® Neurofunktionelle Reorganisation (im Folgenden Padovan-Methode® abgekürzt) auf die Wirksamkeit bei myofunktionellen Störungen. Bei der Padovan-Methode® wird die Komplexität myofunktioneller Störungen ganzheitlich aufgegriffen. Die ganzkörperlichen Übungen orientieren sich an Bewegungsmustern der physiologischen Entwicklung eines Babys zum Erwachsenen und werden rhythmisch mit gesprochenen oder gesungenen Versen begleitet.
Bellingen, V. (2017). Wirksamkeit der Padovan-Methode® bei MFS. Forum Logopadie 2 (31), 16-21.
Während es im deutschen Sprachraum aktuell noch keine standardisierten ökonomischen Tools zur adäquaten Erkennung von Kognitiven Kommunikationsstörungen (CCD) gibt, stehen im internationalen Raum vielversprechende Möglichkeiten wie das Functional Assessment of Verbal Reasoning and Executive Strategues – kurz FAVRES – zur Verfügung. Die Arbeitsgruppe um Dr. Jana Quinting aus Köln verfolgte daher das Ziel, das FAVRES ins Deutsche zu übersetzen, um damit die Diagnostik und Versorgung von Personen mit CCD in Deutschland zu verbessern.
Quinting, J., Stenneken, P., Mahlke, A., Beer, C. de, Hogrefe, K., Hussmann, K., … & Jonas, K. (2022). Measuring verbal reasoning and executive strategies in german speaking people with cognitive-communication disorders: Cross-cultural adaptation and pilot testing of the FAVRES-DE. Aphasiology, 1–23.
Die Functional Oral Intake Scale – kurz FOIS – wurde 2005 entwickelt und besitzt eine gute Reliabilität, Validität und Sensitivität. Das Ziel der Forschungsgruppe um Samra Hamzic vom Universitätsklinikum in Giessen und Marburg war es, eine kulturspezifische Übersetzung des FOIS für das Deutsche zu gestalten und diese zu validieren. Die Ergebnisse werden in der Studie von 2021 berichtet.
Hamzic, S., Braun, T., Juenemann, M., Butz, M., Voswinckel, R., Belly, M., … & Gerriets, T. (2021). Validation of the German version of functional oral intake scale (FOIS-G) for flexible endoscopic evaluation of swallowing (FEES). Dysphagia, 36(1), 130-139.
Ungefähr die Hälfte von Late Talkern haben später eine Sprachentwicklungsstörung. Vor allem für diese Kinder ist eine frühzeitige Intervention, zum Beispiel in Form eines Elternprogramms, wichtig. Um die mittel- und langfristigen Effekte eines solchen Programms zu untersuchen, führten Kruythoff-Broekman et al. in den Niederlanden eine quasi-experimentelle Studie durch.
Kruythoff-Broekman, A., Wiefferink, C., Rieffe, C., & Uilenburg, N. (2019). Parent-implemented early language intervention programme for late talkers: parental communicative behaviour change and child language outcomes at 3 and 4 years of age. International journal of language & communication disorders, 54(3), 451–464.
Das Ziel der aktuellen Studie von Ian Chard und Nejra van Zalk aus London ist die Durchführung einer randomisiert-kontrollierten Pilotstudie zur Bewertung der Wirksamkeit von VRET (Virtual Reality Exposure Therapy) in Bezug auf die Verringerung sozialer Ängste bei Personen, die stottern.
Chard, I., van Zalk, N. & Picinali, L. (2023). Virtual reality exposure therapy for reducing social anxiety in stuttering: A randomized controlled pilot trial. Front. Digit. Health, 5, 1061323.
In den letzten Jahren hat sich Virtual Reality (VR) als ein vielversprechendes Instrument für die Durchführung von Expositionstherapien entwickelt. Virtual Reality Exposure Therapy (VRET) nutzt virtuelle Umgebungen, um Patientinnen und Patienten angstauslösenden Reizen auszusetzen.
Chard, I. & van Zalk, N. (2022). Virtual Reality Exposure Therapy for Treating Social Anxiety: A Scoping Review of Treatment Designs and Adaptation to Stuttering. Front. Digit. Health, 4, 842460. doi: 10.3389/fdgth.2022.842460.
Sprache und Musik haben Melodie und Rhythmus als Grundelemente gemeinsam. Die menschliche Stimme bietet quasi eine Art ‚Instrument‘, um diese Strukturelemente in der Musik und auch in der Sprache auszudrücken. Ebenso sind die motorische Kontrolle und kognitive Funktionen für beide Domänen von großer Bedeutung. Ausgehend von diesen Voraussetzungen wurde das rhythmisch-melodische Stimmtraining SIPARI für die sprachliche Rehabilitation entwickelt. Diese wird hier in einer Kontrollgruppestudie auf ihre Wirksamkeit bei nicht-flüssiger Aphasie überprüft.
Jungblut, M., Mais, C., Binkofski, F.C., Schüppen, A. (2022). The efficacy of a directed rhythmic-melodic voice training in the treatment of chronic non-fluent aphasia—Behavioral and imaging results. J Neurol 269, 5070–5084.
Die Jubiläumsfolge mit dem Titel "Die Sprache ein Tanz - und umgekehrt! Rhythmische Cues in der Therapie von Morbus Parkinson" befasst sich mit der interessanten Frage, inwieweit sich Tanztraining positiv auf das Sprechen auswirken kann und umgekehrt.
Rösch, A.D., Taub, E., Gschwandtner, U. & Fuhr, P. (2022). Evaluating a Speech-Specific and a Computerized Step-Training-Specific Rhythmic Intervention in Parkinson’s Disease: A Cross-Over, Multi-Arms Parallel Study. Front. Rehabilit. Sci. 2:783259. doi: 10.3389/fresc.2021.783259
Die Studie von Victor Acosta und Kollegen vom Fachbereich Psychologie an der Universität La Laguna in Spanien untersuchte die Wirksamkeit eines Arbeitsgedächtnistrainings bei Kindern mit SES und ob diese Art von Intervention auch die lexikalisch-semantischen Fähigkeiten verbessern kann.
Acosta, V., Hernandez, S., & Ramirez, G. (2019). Effectiveness of a working memory intervention program in children with language disorders. Applied Neuropsychology: Child, 8(1), 15-23.
Die Studie von Cynthia Thompson und Lewis Shapiro zur Syntax-Therapie bei Agrammatismus ist wegweisend für das Verständnis von Agrammatismus und offenbart einige Aspekte, die für unser therapeutisches Handeln bedeutsam sind. So ist es meist üblich, den Schwierigkeitsgrad langsam und allmählich zu steigern. In der Syntaxtherapie sollten wir darüber nachdenken, gleich mit schwierigen Aufgaben einzusteigen.
Thompson, C., & Shapiro, L. (2005). Treating agrammatic aphasia within a linguistic framework: Treatment of Underlying Forms. Aphasiology, 19(10-11), 1021-1036.
Studien über die Effektivität von Stottertherapien in Deutschland zeigen laut Euler und Team (2014) nur recht selten einen hohen Qualitätsstandard, es gibt jedoch einige Vorzeigebeispiele, die in der aktuellen Folge vorgestellt werden. In der Studie wurde eine retrospektive Bewertung der Behandlung durch die Betroffenen selbst vorgenommen, um die Wirksamkeit der aktuell durchgeführten Stottertherapien in Deutschland zu vergleichen.
Euler, H. A., Lange, B. P., Schröder, S., & Neumann, K. (2014). The effectiveness of stuttering treatments in Germany. Journal of fluency disorders, 39, 1-11.
Es gibt mindestens 46 verschiedene Therapieansätze zur Behandlung phonologischer Störungen bei Kindern. Viele Sprachtherapierende bevorzugen dabei klassische Methoden gegenüber neueren Ansätze, auch bei ähnlicher Evidenz. Hegarty und ihr Team führten eine qualitative Studie durch, mit dem Ziel die Entscheidungsprozesse von Sprachtherapierenden zu untersuchen.
Hegarty, N., Titterington, J., & Taggart, L. (2021). A qualitative exploration of speech-language pathologists’ intervention and intensity provision for children with phonological impairment. International Journal of Speech-Language Pathology, 23 (2), 213-224.
Der dritte Teil der aktuellen Evidenzübersicht des Masterstudiengangs Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie an der HAWK Hildesheim beschäftigt sich nun mit dem "State of the Art" der Dysphagietherapie. Es wurde auch hier eine systematische Literaturrecherche gemacht, welche die wichtigsten Forschungserkenntnisse aus den letzten fünf Jahren bei Erwachsenen mit neurogener Dysphagie zusammenträgt und bewertet.
Heber, N., Petry, J., Schomaker, J., Wippich, C., Beushausen, C. & Grötzbach, H. (2022): Update Dysphagie: Aktuelle evidenzbasierte Empfehlungen für die Therapie der neurogenen Dysphagie. In: Neurologie & Rehabilitation, 28 (1).
Die Wahl einer geeigneten und wirksamen Therapiemethode bei Aphasie ist oftmals eine Herausforderung für Sprachtherapierende. Leitlinien können dabei hilfreiche Anhalts-punkte für die Entscheidungsfindung bieten. Allerdings fehlt es im Therapiealltag häufig an der nötigen Zeit, sich entsprechend in Leitlinien einzuarbeiten. Das Ziel der Arbeitsgruppe um Bürkle (2022) war es daher, einen Überblick über aktuelle Evidenzen der Aphasietherapie unterteilt nach Krankheitsstadium (akut, postakut, chronisch) zu geben.
Bürkle, L., Collasius, V., Djuric, A., Heinemann, S., Beushausen, U. & Grötzbach, H. (2022): Update Aphasietherapie: Aktuelle evidenzbasierte Empfehlungen für die Sprachtherapie bei Aphasie. In: Neurologie & Rehabilitatation, 28 (1), 7–15.
Das Team der Masterstudierenden Krämer, Müller, Schneider und Vöcks, betreut von Prof. Dr. Ulla Beushausen und Holger Grötzbach hat für seinen Artikel von 2022 evidenzbasierte Empfehlungen für die Sprachtherapie bei Dysarthrophonie zusammengefasst. Im Rahmen einer systematischen Literaturrecherche wurden aktuelle Leitlinien und RCTs, also randomisiert kontrollierte Studien, betrachtet.
Krämer, J., Müller, C., Schneider, C., Vöcks, N., Beushausen, U. & Grötzbach, H. (2022): Update Dysarthrie: Aktuelle evidenzbasierte Empfehlungen für Sprachtherapie bei Dysarthrie. In: Neurologie & Rehabilitation, 28(1), 25–30.
Angesichts der Bedeutung von Feedback wurde der Einsatz von Biofeedback-Geräten, vor allem die Oberflächen-Elektromyographie (sEMG), zunehmend in der Therapie der Dysphagie eingesetzt. sEMG kann Echtzeit-Biofeedback zur quantitativen Muskelaktivität liefern und hilft bei einer eingeschränkten Sensomotorik, das was man eigentlich fühlt, nun über einen anderen Kanal, nämlich das Sehen rückgemeldet zu bekommen. Das fördert das Bewusstsein und dadurch die Kontrolle der Muskelaktivierung und -entspannung und ermöglicht eine Verbesserung der motorischen Genauigkeit und Koordination während des Schlucks. Sara Nordio und Kollegen von der (IRCCS) Klinik San Camillo und der Universität Padua in Italien führten eine randomisierte kontrollierte Studie an Betroffenen mit Dysphagie nach einem Schlaganfall durch, um die Wirksamkeit von sEMG zu überprüfen.
Nordio, S., Arcara, G., Berta, G., Dellai, A., Brisotto, C., Koch, I., Cazzador, D., Aspidistra, M., Ventura, L., Turolla, A., D’Imperio D. & Battel, I. (2021). Biofeedback as an adjunctive treatment for post-stroke dysphagia: a pilot-randomized controlled trial. Dysphagia, 37(5), 1207-1216.
Mit der MIT sollen Betroffene durch Singen eine neue Art des Sprechens erlernen können. Anna Zumbansen, Isabelle Peretz und Sylvie Hébert von der Uni Montreal haben einen kritischen Literaturüberblick dazu verfasst. Sie schlagen grundlegende Klarstellungen vor, um die wissenschaftliche Unterstützung für diese vielversprechende Behandlung zu verbessern.
Zumbansen, A., Peretz, I. & Hébert, S. (2014). Melodic intonation therapy: Back to basics for future research. Frontiers of Neurology, 5 (7), 2-11.
Verschiedene Reviews untersuchten die Wirksamkeit verschiedener Formen der Sprachtherapie bei Morbus Parkinson, kamen jedoch zu dem Schluss, dass es keine ausreichenden Belege gibt, eine bestimmte Form der Sprachtherapie einer anderen vorzuziehen. Die Forschungsgruppe um Catherine Sackley aus Birmingham hat sich nun dieses Großprojekts angenommen, um die klinische und ökonomische Effektivität von LSVT LOUD® im Vergleich zu Standard-Sprachtherapie sowie keiner Intervention bei Dysarthrie im Zusammenhang mit Parkinson aussagekräftig, d. h. mit einer ausreichend hohen Probandenzahl und gut kontrollierten Messparametern zu vergleichen.
Sackley, C., Smith, C. H., Rick, C. E., Brady, M. C., ..., Clarke, C. E. (2018). Lee Silverman Voice Treatment versus standard speech and language therapy versus control in Parkinson’s disease: a pilot randomised controlled trial. Pilot and Feasibility Studies, 4, 30-40.
Der Einsatz von UK-Geräten in der Aphasietherapie ist nach wie vor wenig erforscht. Sicher ist aber, dass die Verwendung von UK-Methoden die gesprochene Sprache unterstützt und nicht hemmt, wie es nach wie vor teilweise befürchtet wird. Die Ergebnisse der Studie von Dietz und Team dienen als weiterer Nachweis für die hilfreiche Funktion von UK-Hilfen bei Aphasie und Wortfindungsstörungen.
Dietz, A., Vannest, J., Maloney, T., Altaye, M., Holland, S., Szaflarskic, J. P. (2018). The feasibility of improving discourse in people with aphasia through AAC: clinical and functional MRI correlates. Aphasiology, 32(6), 693–719.
Das Team um Anna Maria Pekacka-Egli vom Zürcher RehaZentrum Wald beschäftigt sich mit der spontanen Hustenfrequenz bei Dysphagie. Ab wann ist die auffällig? Wie lässt sich das messen? Und welche Aussage lässt sich ableiten?
Pekacka-Egli, A. M., Kazmierski, R., Lutz, D., Kulnik, S. T., Pekacka-Falkowska, K., Maszczyk, A., Windisch, W., Boeselt, T., & Spielmanns, M. (2021). Predictive Value of Cough Frequency in Addition to Aspiration Risk for Increased Risk of Pneumonia in Dysphagic Stroke Survivors: A Clinical Pilot Study. Brain Sci, 11, 847-859.
Wenn das Gedächtnis abbaut, ist dann ein Lernen überhaupt möglich? Wie lässt sich der Verlust von kognitiven Funktionen aufhalten? Kann eine logopädische Therapie helfen? Und wenn ja, wie? Diese Fragen hat sich das Team um Jelcic aus Padua gestellt. Die spannenden und differenzierten Antworten finden sich in der neuen Folge von LingoScience, dem Logostudienpodcast rund um neurologische Störungsbilder der Sprachtherapie.
Jelcic, N., Cagnin, A., Meneghello, F., Turolla, A., Ermani, M., Dam, M. (2012). Effects of Lexical-Semantic Treatment on Memory in Early Alzheimer Disease: An Observer-Blinded Ran-domized Controlled Trial. Neurorehabilitation and Neural Repair, 26(8), 949–956.
Menschen mit eingeschränkten kommunikativen Möglichkeiten haben in der Gesellschaft oft einen erschwerten Zugang zu Informationen oder Dienstleistungen. Geschäftliche und soziale Interaktion findet außerdem zunehmend online statt. Crook und Team untersuchen den Nutzen und die Anwendbarkeit von mobilen Apps zur Erleichterung der Alltagskommunikation. Sie bringen Betroffen und Mitarbeitende von Unternehmen zusammen und finden heraus, was beiden Gruppen wichtig ist und wie Apps das Leben leichter machen können (oder auch nicht).
Crook, A., Kenny, J., Johnson, H., & Davidson, B. (2017). Perspectives of a mobile application for people with communication disabilities in the community. Disability and Rehabilitation: Assistive Technology, 12(2), 184-196.
Üblicherweise wird der Wortabruf bei Personen mit Aphasie über das Bildbenennen erfasst. Der Einzelwortabruf beim Benennen von Bildern lässt allerdings nicht unbedingt auf die Leistungen beim zusammenhängenden Sprechen schließen. Wie lässt sich aber die Benennfähigkeit beim natürlichen Sprechen schnell und unkompliziert messen? Dafür haben Alyahya und Team letztes Jahr ein interessantes Instrument entworfen.
Alyahya, R. S. W., Conroy, P., Halai, A. D. & Lambon Ralph, M. A. (2021). An efficient, accurate and clinically-applicable index of content word fluency in Aphasia. In: Aphasiology, 1–19.
In der Dysphagietherapie wird häufig auf kompensatorische Strategien zurückgegriffen, um strukturelle und physiologische Defizite auszugleichen. Zimmermann, Carnaby, Lazarus & Malandraki plädieren aber für ein aktives Training des Schluckens.
Zimmerman, E., Carnaby, G., Lazarus, C. L., Malandraki, G. A. (2020). Motor Learning, Neuroplasticity, and Strength and Skill Training: Moving from Compensation to Retraining in Behavioral Management of Dysphagia. American Journal of Speech-Language Pathology, 29, S. 1065–1077.
Artikulatorische Ungenauigkeit ist ein Hauptmerkmal der Dysarthrie. Bisher gibt es wenige Studien zu direkten Therapieverfahren, die einen positiven Einfluss auf die Verständlichkeit und Artikulation haben. Aus diesem Grund hat sich die Antwerpener Forschungsgruppe um Mendoza Ramos mit der Frage beschäftigt, ob eine intensive segmentale Therapie positive Effekte auf die Artikulation bei Menschen mit Dysarthrie haben kann.
Mendoza Ramos, V., Paulyn, C., Van den Stehen, L., Hernandez-Diaz Huici, M. E., De Bodt, M. & Van Nuffelen, G. (2021). Effect of boost articulation therapy (BArT) on intelligibility in adults with dysarthria. Int J Lang Commun Disord, 56 (2), 271-282.
Die vorliegende Studie um Claudia Bruns untersucht, ob hochfrequente Phrasen als Ausgangspunkt genutzt werden können, um eine größere Kapazität an Sätzen bei Betroffenen mit nicht-flüssiger Aphasie zu stimulieren.
Bruns, C., Beeke, S., Zimmerer, V. C., Bruce, C. & Varley, R. A. (2021). Training flexibility in fixed expressions in non-fluent aphasia: A case series report. Int J Lang Commun Disord, 56, 1009–1025.
Bei der Sprechapraxie geht das Wissen über die korrekte Koordination der Sprechorgane verloren. Das nicht-lineare Gestenmodell NLG sieht Wörter als hierarchisch organisierte Bündel von artikulatorischen Gesten. Es wird angenommen, dass einige Artikulationsmuster weniger anfällig sind als andere. Der NLG-Ansatz hilft, jene Faktoren zu bestimmen, die dafür sorgen, dass die Artikulation bei Sprechapraxie gelingen kann.
Ziegler, W., Lehner, K., Pfab, J., & Aichert, I. (2020). The nonlinear gestural model of speech apraxia: Clinical implications and applications. Aphasiology. doi: 10.1080/02687038.2020.1727839.
Wie sieht die „usual care“-Therapie im akuten Aphasie-Stadium aus? Wie gehen Therapierende vor? Welche Methoden werden in welchem Umfang angewandt? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Studie von Brogan und Team aus dem Jahr 2020.
Brogan,E., Godecke,E., & Ciccone,N. (2020). Behind the therapy door: what is “usual care” aphasia therapy in acute stroke management? Aphasiology, 1–23. doi: 10.1080/02687038.2020.1759268.
Personen mit Aphasie haben oft einen erschwerten Zugang zu Informationen in ihrem Umfeld, das gilt auch und besonders während Krankenhausaufenthalts. Francis & Team entwarfen eine digitale Speisekarte, von der Personen mit Aphasie mit Unterstützung durch ihre Logopädin bestellen konnten.
Francis, K., Swan, K., Rose, T., Hopper, M., Hopper, Z., Hughes, I., … & Wenke, R. (2021). The use and impact of a supported aphasia-friendly photo menu tool on iPads in the inpatient hospital setting: a pilot study. Aphasiology, 35(1), 148-168.
„Welchen Einfluss hat die Sprechapraxie auf den Erfolg der Aphasietherapie?“, fragte sich das Team um Lyndsey Nickels und Kirrie J. Ballard aus Australien. In ihrer Studie aus dem Jahr 2020 soll untersucht werden, wie Menschen mit alleiniger Aphasie oder Aphasie in Kombi mit einer Sprechapraxie auf die semantische Merkmalsanalyse (semantic feature analysis, kurz SFA) ansprechen.
Scholl, D. I., McCabe, P., Nickels, L. & Ballard, K. J. (2020). Outcomes of semantic feature analysis treatment for aphasia with and without apraxia of speech. Int J Lang Commun Disord, 56(3), 485–500.
In der klinischen Praxis zeigen sich gute Erfahrungen mit MFT nach Garliner, die wissenschaftliche Evidenzlage ist jedoch nach wie vor sehr dünn. Es braucht eine objektive quantitative und qualitative Messung um belastbare Aussagen zur Wirksamkeit treffen zu können. Diese Lücke versuchen Begnoni et al. zu schließen.
Begnoni, G., Dellavia, C., Pelligrini, G., Scarponi, L., Schindler, A., Pizzorni, N. (2020). The efficacy of myofunctional therapy in patients with atypical swallowing. Eur Arch Otorhinolaryngol, 277, 2501-2511.
Viel hilft viel in der Aphasietherapie, so der allgemeine Tenor. Doogan und Team (2018) haben sich das Zusammenspiel von Dosis, Intensität, Zeitpunkt und zeitlicher Verteilung in der Therapie genauer angeschaut und kommen zu anderen Schlüssen.
Doogan, C., Dignam, J., Copland, D., Leff, A. (2018): Aphasia Recovery: When, how and who to treat?. Current Neurological Neuroscience Report,18-90.
Schluckstörungen treten bekanntermaßen nach Schlaganfällen oder bspw. bei Demenzerkrankungen auf. Leslie und Smithard untersuchten in einer Fragebogenstudie die Prävalenz von Schluckstörungen und kamen dabei zu spannenden Ergebnissen.
Leslie, P. & Smithard, D.G. (2021). Is dysphagia under diagnosed or is normal swallowing more vari-able than we think? Reported swallowing problems in people aged 18-65 years. In: Dysphagia, 36 (5), 910–918. doi.org/10.1007/s00455-020-10213-z.
Der phonomotorische Therapieansatz (kurz PMT) vereint Sprachproduktion und Wahrnehmungsaufgaben. Im Fokus stehen Wiederholung, Modellierung, verbale Aufforderungen, visuelle Reize und hochfrequentes Üben.
Bislick, L. (2020). A Phonomotor Approach to Apraxia of Speech Treatment. American Journal of Speech-Language Pathology, 29. 2109–2130. https://doi.org/10.1044/2020_AJSLP-19-00116.
Der Brief Executive Language Screen BELS erfasst die wichtigsten sprachlichen und exekutiven Funktionen, die für die Spontansprache benötigt werden und ergänzt damit bisherige Aphasiediagnostikverfahren.
Robinson, G. A., Shi, L., Nott, Z., & Ceslis, A. (2021). A brief executive language screen for frontal aphasia. Brain Sciences, 11(3). doi.org/10.3390/brainsci11030353.
Nicholas und Team vergleichen die sprachlichen und exekutiven Leistungen in Bezug auf die Lebensqualität bei Menschen mit Aphasie und machen dabei eine spannende Entdeckung.
Nicholas, M., Hunsaker, E. & Guarino, A. J. (2017). The relation between language, non-verbal cogni-tion and quality of life in people with aphasia. Aphasiology, 31 (6), 688-702.
Wie kann natürliche Kommunikation definiert oder gemessen werden? Welche bereits vorhandenen Diagnostikmittel werden einer theoretischen Definition gerecht?
Doedens, W. J. and Meteyard, L. (2020). Measures of functional, real-world communication for aphasia: a critical review. Aphasiology, 34 (4). pp. 492-514.
Die Corona-Pandemie bedeutet viele Herausforderungen in allen Lebensbereichen. Auch auf die Neurorehabilitation hat sich die Pandemie ausgewirkt. Vieles deutet auf eine wichtige Rolle der Sprachtherapie in diesem Zusammenhang hin.
Chadd, K., Moyse, K. & Enderby, P. (2021). Impact of COVID-19 on the Speech and Language Therapy Profession and Their Patients. Front. Neurol. 12:629190. DOI: 10.3389/fneur.2021.629190.
Das McNeill-Programm wurde bereits durch mehrere Studien evaluiert. Die Studie von Carnaby und ihrem Team untersuchte nun die Wirksamkeit des McNeill-Programms mit begleitender NMES bei Dysphagie nach Schlaganfall im postakuten Stadium.
Carnaby, G. D., LaGorio, L., Silliman, S., Crary, M. (2020). Exercise-based swallowing intervention (McNeill Dysphagia Therapy) with adjunctive NMES to treat dysphagia post-stroke: A double-blind placebo-controlled trial. J Oral Rehabil, 47, 501–510. DOI: 10.1111/joor.12928.
Das McNeill-Dysphagietherapie-Programm ist ein systematisches, übungsbasiertes Therapiekonzept für die Behandlung von Dysphagie bei Erwachsenen.
Crary, M. A., Carnaby, G. D., LaGorio, L. S., Carvajal, P. J. (2012). Functional and Physiological Outcomes from an Exercise-Based Dysphagia Therapy: A Pilot Investigation of the McNeill Dysphagia.
Die aktuelle Standard-Versorgung nach einem Schlaganfall beinhaltet die Durchführung eines Dysphagie-Screenings. Aber obwohl die meisten Screenings eine gute Sensitivität aufweisen, wurde bis jetzt keines davon als Gold-Standard akzeptiert.
Lapa, S., Foerch, C., Singer, O.C., Hattingen, E. & Luger, S. (2021): Ischemic lesion location based on the ASPECT score for risk assessment of neurogenic dysphagia. In: Dysphagia, 36 (5). 882–890. DOI: 10.1007/s00455-020-10204-0.
Exekutive Funktionen, Aphasie und Kommunikation – wie hängen diese drei Begriffe zusammen? Diese zentrale Frage stellt sich die schwedische Arbeitsgruppe Camilla Olsson, Patrik Arvidsson und Monica Blom Johansson in ihrem Artikel von 2019.
Olsson, C., Arvidsson, P. & Blom Johansson, M. (2019). Relations between executive function, language, and functional communication in severe aphasia. Aphasiology, 33(7), 821–845. DOI: 10.1080/02687038.2019.1602813.
Welche Art von Hilfestellungen sind in der Therapie von Wortfindungsstörungen bei Personen mit Aphasie wirklich effektiv? Und welche Mechanismen stecken dahinter?
Lorenz, A. & Nickels, L. (2007). Orthographic cueing in anomic aphasia: How does it work? Aphasiology, 21:6-8, 670-686. DOI: 10.1080/02687030701192182.
Das Novafon wurde bis dato noch kaum in Studien zur Verbesserung der Zungenkraft untersucht. Deshalb haben Marianna Hricová und Sina Hammer ausgewertet, ob die Anwendung bei Störungen im Rahmen einer neurogenen Dysphagie nach Schlaganfall wirksam ist.
Hricová, M. & Hammer, S. (2021). Lokale Vibrationstherapie in der Neurorehabilitation – Eignet sich der intraorale Vibrationsspatel zur Verbesserung der Zungenkraft bei Schlaganfallpatienten? – Eine Pilotstudie. In Sprache Stimme Gehör, 45. S. 1–6.
Warum verlieren Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben ihre Freunde? fragten sich 2011 Dr. Sarah Northcott und Prof. Katerina Hilari von der City, University of London. Das untersuchten die beiden Sprachtherapeutinnen im Rahmen einer qualitativen Biographiearbeit.
Northcott S., Hilari K. (2011). Why do people lose their friends after a stroke?. In: International Journal of Language and Communication Disorders, 46 (5). S. 524-534.
Kommunikationsgruppen für Patienten und Patientinnen mit Aphasie sind vielerorts gängige Praxis. Sie verbessern nicht nur die sprachlichen Fähigkeiten der Patienten und Patientinnen, sondern tragen auch zu einer Verbesserung derer psychosozialen Situation bei. Ein Aspekt dabei ist das Partizipationsmanagement: Wie lässt sich erreichen, dass alle Teilnehmenden der Gruppe sich gleichermaßen an einer Gesprächssituation beteiligen, auch wenn sie unterschiedlich schwer von ihren aphasischen Symptomen betroffen sind?
Archer, Brent/Azios, Jamie H. /Gulick, Nora/Tetnowski, Jennifer (2021) Facilitating participation in conversation groups for aphasia, Aphasiology, 35:6, 764-782, DOI: 10.1080/02687038.2020.1812030.
Die „Intensive language-action therapy“ (ILAT), auch bekannt als „constraint-induced therapy“ (CIAT), hat sich bereits in mehreren Untersuchungen als effektive Therapiemethode bei chronischer Aphasie erwiesen. Das Ziel der vorgestellten Studie von Dreyer war es, herauszufinden, in welchen Gehirnarealen sich die sprachlichen Verbesserungen nach der intensiven Sprachaktivierungstherapie ILAT beobachten lassen.
Dreyer, F. R., Doppelbauer, L., Büscher, V., Arndt, V., Stahl, B., Lucchese, G., … & Pulvermüller, F. (2020). Increased recruitment of domain-general neural networks in language processing following Intensive Language-Action Therapy: fMRI evidence from people with chronic aphasia. American Journal of Speech-Language Pathology 1–11. DOI: 10.1044/2020_AJSLP-19-00150.
In der vorgestellten Einzelfallstudie geht es um eine mögliche Generalisierung von Therapieeffekten auf nicht geübtes Material. Kann Therapie von Wortfindungsstörungen generelle Verbesserungen in der mündlichen Produktion bewirken?
Greenwood, A., Grassly, J., Hickin, J., & Best, W. (2010). Phonological and orthographic cueing therapy: A case of generalised improvement. Aphasiology, 24(9), 991-1016.
Stark und Warburton fragen sich im Rahmen ihrer Untersuchung, ob durch Patientinnen und Patienten eigenständig durchgeführte Sprachtherapie die Intensität der Therapie unterstützen kann.
Stark, B. C. & Warburton, E. A. (2018). Improved language in chronic aphasia after self-delivered iPad speech therapy, Neuropsychological Rehabilitation, 28 (5), 818-831, DOI: 10.1080/09602011.2016.1146150.
Die From Controlled Experimental Trial to=2 Everyday Communication: Die von der GAB e.V. initiierte radomisiert-kontrollierte Interventionsstudie untersucht die Wirksamkeit von Sprachtherapie bei Menschen mit chronischen Aphasien. 156 Patient*innen aus deutschlandweit 19 Einrichtungen haben daran teilgenommen.
Breitenstein, C., Grewe, T., Flöel, A., Ziegler, W., Springer, L., Martus, P., et al. (2017). Intensive speech and language therapy in patients with chronic aphasia after stroke: a randomised, open-label, blinded-endpoint, controlled trial in a health-care setting. Lancet, 389(10078), 1528-1538.
In dieser LingoScience-Folge geht es erneut um den mündlichen Verbabruf. Die Studie von Rodriguez, Raymer und Gonzalez Rothi hatte zum Ziel, die Effekte von zwei verschiedenen Therapiemethoden zum Verbabruf zu vergleichen.
Rodriguez, A. D., Raymer, A. M., & Gonzalez Rothi, L. J. (2006). Effects of gesture+verbal and semantic-phonologic treatments for verb retrieval in aphasia. Aphasiology, 20(2–4), 286–297. https://doi.org/10.1080/02687030500474898.
Zu Therapiemethoden bei Wortfindungsschwierigkeiten gibt es unzählige Studien. Doch was hilft? Mit welcher Methode lassen sich Generalisierungen erzielen? Und was wirkt am besten?
Sze, W. P., Hameau, S., Warren, J., & Best, W. (2021). Identifying the components of a successful spoken naming therapy: a meta-analysis of word-finding interventions for adults with aphasia. Aphasiology 35 (1). 33-72. DOI:10.1080/02687038.2020.1781419.
Die Verb-Netzwerk-Stärkungs-Therapie verbessert den Wortabruf im Satzkontext.
Edmonds, L.A., Mammino, K., Ojeda, J. (2014). Effect of Verb Network Strengthening Treatment (VNeST) in Persons With Aphasia: Extension and Replication of Previous Findings. American Journal of Speech-Language Pathology, 23, 312-329.
Ein strukturiertes Script-Training kann bestimmte relevante Alltagssituationen für Aphasiebetroffene vereinfachen.
Youmans, G., Holland, A., Muñoz, M. & Bourgeois, M. (2005) Script training and automaticity in two individuals with aphasia, Aphasiology, 19:3-5, 435-450.
Das conversational entrainment ist bei Menschen mit Dysarthrie meistens gestört, auch wenn diese nur geringgradig ausfällt. Das wiederum hat große Auswirkungen auf den Erfolg von Alltagskommunikation.
Borrie, S. A., Barrett, T. S., Liss, J. M., & Berisha, V. (2020). Sync pending: Characterizing conversational entrainment in dysarthria using a multidimensional, clinically-informed approach. Journal of Speech, Language, and Hearing Research, 63(1), 83–94.
Das hier durchgeführte sechswöchige kombinierte Training von Einatmungs- und Ausatemmuskulatur konnte keinen positiven Effekt auf die exspiratorische Muskelkraft, das Schlucken oder die Stimmqualität demonstrieren. Warum es trotzdem sinnvoll ist, Atemtraining in die Dysphagietherapie einzubinden.
Liaw, M. Y., Hsu, C. H., Leong, C. P., Liao, C. Y., Wang, L. Y., Lu, C. H., & Lin, M. C. (2020). Respiratory muscle training in stroke patients with respiratory muscle weakness, dysphagia, and dysarthria–a prospective randomized trial. Medicine, 99(10).
Dieser Studie zufolge gilt, dass eine intensive Aphasietherapie über eine kurze Zeitspanne effektiver ist, als eine weniger intensive Therapie über eine längere Zeitspanne hinweg.
Bhogal, S. K., Teasell, R. W., Foley, N. C., & Speechley, M. R. (2003). Rehabilitation of aphasia: more is better. Topics in Stroke Rehabilitation, 10(2), 66-76.
An dieser Stelle können Betroffene oder interessierte Eltern bzw. Angehörige von sprach- und sprechgestörten Menschen Sprachtherapeut:innen in ihrer Nähe finden.
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