22.04.2024
Am 20. April 2024 fand an der Universität Lübeck das 13., von dbs und dbl gemeinsam durchgeführte Forschungssymposium statt. Nach vielen Jahren der Online-Veranstaltungen war es als Hybrid-Konferenz organisiert, und das hat ausgesprochen gut funktioniert. Dank der hervorragenden technischen Betreuung des Uni-Teams um Prof. Dr. Annette Baumgärtner waren sowohl die anwesenden als auch die online zugeschalteten Teilnehmer:innen bestens mit Bild, Ton, Präsentationen und Fragemöglichkeiten versorgt. Sogar die zwei Vorträge, die von außerhalb in den Tagungsraum gestreamt wurden, gelangten völlig problemlos gleichzeitig zu den Online-TN: Das war hybrid in Bestform und sicherlich in der Vorbereitung und Betreuung sehr aufwendig. Großes Lob an die hervorragende technische und personelle Betreuung dieses gelungenen Tagungs-Experiments!
Die Grußworte von Prof. Baumgärtner, der dbl-Präsidentin Dagmar Karrasch und dem dbs-Vorsitzenden Bernd Frittrang verdeutlichten, dass diese Art des Symposiums von allen mit Spannung erwartet wurde. Aber nicht nur die Umsetzung, sondern auch die Themenvielfalt machten neugierig. Die sieben Vorträge deckten die Spanne vom Beginn des Spracherwerbs bis zur Therapie bei chronischen Aphasien ab:
Prof. Baumgärtner stellte die aktuelle Leitlinie für die Aphasiebehandlung vor und betonte die klaren Vorteile hochfrequenter Therapieangebote in Reha und Praxis, woraus sich eindeutige Forderungen für die Verordnungspraxis ergeben.
Im Anschluss wurden zwei Promotionsprojekte vorgestellt: Wiebke Freese untersucht die nicht-lexikalischen Fähigkeiten von Kindern, d. h. die Stimulierbarkeit von Phonen, das Nachsprechen von Pseudowörtern und diadochokinetische Fähigkeiten, um die Differentialdiagnose von Aussprachestörungen zu verbessern und ggf. ein Screening-Tool zur Früherkennung zu erstellen. Steffen Schulz präsentierte sein Projekt zur Analyse der Läsionsorte bei Dysphagien im Zusammenhang mit akuten Schlaganfällen. Diese Erkenntnisse können zu einer besseren Dysphagie-Risiko-Einschätzung führen und die Früherkennung/Frühtherapie verbessern.
Valerie Collasius ging der Frage nach, wie sich physiologische Vorverlagerungsprozesse bei unbetonten Vorsilben („ich hab demalt“) von Anzeichen einer verzögerten phonologischen Entwicklung unterscheiden lassen. Daraus leitet sie eine Überarbeitung von vorhandenen Screeningverfahren ab.
Leonie Kram erläuterte den Einsatz von sprachtherapeutischer Expertise bei der Planung und Durchführung von Hirnoperationen. Dass es möglich ist, präoperativ genaueste Kartierungen von sprachrelevanten Zonen und Funktionssystemen zu erstellen, hilft bei der Aphasieprävention in der OP. Diese Grundlagenforschung kann dazu beitragen, die Lebensqualität von Patient:innen mit Hirntumoren deutlich zu verbessern.
Der Sprachproduktion im frühen Spracherwerb widmete sich die Forschungsarbeit von Lea Bürkle: Welche linguistischen Merkmale können Kinder im Alter von ca. 24 Monaten wahrnehmen und abspeichern? Hier zeigt sich, dass Kinder mit einer SES diskriminierende Merkmale ineffizienter erkennen und abspeichern, so dass auch dieser Faktor für die Früherkennung relevant ist.
Berit Sander stellte im abschließenden Vortrag ein Trainingsprogramm vor, mit dem schwerhörige Kinder die Wahrnehmung und Produktion wortfinaler Konsonanten deutlich verbessern können, wodurch sich sowohl ihr Sprachverstehen als auch ihre Verständlichkeit steigern.
Im Resümee drückten Frau Karrasch und Herr Frittrang ihren großen Dank an die gastgebende Universität und an die Referent:innen, die so ein buntes Programm ermöglicht haben. Als Vorsitzende der forschungsunterstützenden Berufsverbände freuten sie sich über die beeindruckende Bandbreite, Expertise und Kreativität der Forschung, die in unser Praxishandeln hineinwirken wird.
Eine rundum gelungene Tagung, auf deren Fortsetzung sich alle freuen.
An dieser Stelle können Betroffene oder interessierte Eltern bzw. Angehörige von sprach- und sprechgestörten Menschen Sprachtherapeut:innen in ihrer Nähe finden.
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