Inklusion und Sprachtherapie - Rückblick auf das 17. Wissenschaftliche Symposium des dbs

„Inklusion geht alle Sprachtherapeutinnen an!“ konstatiert eine Teilnehmerin des dbs-Symposiums, das am 26. und 27. Februar 2016 im Lichthof der Leibniz Universität Hannover stattfand. Eingeleitet durch das engagierte Grußwort von Verena Bentele, Beauftragte des Bundes für die Belange behinderter Menschen, war das Tagungsthema zuvor intensiv diskutiert worden.

 

Ulrike Diehl (Zentrum für Frühbehandlung und Frühförderung, Köln) und Cora Halder (Deutsches Down-Syndrom InfoCenter, Fürth) verdeutlichten mit ihren Vorträgen, dass bereits in der frühen Kindheit angesetzt werden muss, um Inklusion auch langfristig zu ermöglichen. Wie dies in Bezug auf die sprachtherapeutische Versorgung aussehen kann, hatten zuvor die universitären Gastgeberinnen der Tagung, Prof. Dr. Ulrike Lüdtke und Ulla Licandro, gemeinsam mit Prof. Mary Beth Schmitt aus den USA gezeigt: Dort ist die Durchführung von Sprachtherapie in inklusiven Kontexten bereits selbstverständlich, so dass wir uns von der internationalen Perspektive unbedingt inspirieren lassen sollten.

 

Medizinische Behandlungszentren für Erwachsene mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfachbehinderungen (MZEB) sind ein Schritt in die richtige Richtung, berichtete Prof. Michael Seidel (AK Gesundheitspolitik der Fachverbände für Menschen mit Behinderungen). Ermöglicht durch das Versorgungsstärkungsgesetz sollen die MZEB dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderungen umfassend versorgt werden und so die größtmögliche Selbständigkeit und Teilhabe erreichen. Welche Rolle SprachtherapeutInnen dabei spielen können (und sollten!) wurde in der von Prof. Volker Maihack (dbs) moderierten Podiumsdiskussion pointiert herausgearbeitet.

 

Dr. Barbara Giel (Zentrum für Unterstützte Kommunikation, Moers) griff am Samstag die Idee der multiprofessionellen Zusammenarbeit auf und präsentierte Moderierte Runde Tische als wirkungsvolle Methode zur Erreichung gemeinsamer Ziele. Wie bei der Zielformulierung auch die Betroffenen einbezogen werden können, erläuterte Dr. Imke Niediek und bilanzierte: „Auf die Fragen kommt es an!“

 

Die Inklusion von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen steht im Mittelpunkt des Projektes „Perspektiven öffnen“. Alica Aßmann (Helene-Maier-Stiftung, Kreischa) berichtete von dem Beratungsangebot, das den Klienten z.B. Orientierung beim Übergang aus dem medizinischen System in langfristige Unterstützungsstrukturen oder bei der Rückkehr ins Arbeitsleben geben soll. Warum SprachtherapeutInnen dabei eine zentrale Funktion einnehmen, stellte Dr. Andrea Liehs (Zentrum für Unterstützte Kommunikation, Moers) dar: Gerade im nachschulischen Kontext ist die Kommunikationsfähigkeit ein wesentlicher Baustein erfolgreicher Teilhabe. Menschen mit Behinderungen sollten daher an ihrem Arbeitsort (z.B. in Werkstätten) sprachtherapeutisch unterstützt und begleitet werden.

 

Oft sind dafür allerdings andere Rahmenbedingungen nötig, betonte die dbs-Bundesvorsitzende Katrin Schubert in ihrem abschließenden Resümee: „Der dbs fordert daher, dass pädagogische und inklusive Einrichtungen für sprachtherapeutisches Fachpersonal geöffnet und angemessene Vergütungsstrukturen für die sprachtherapeutische Arbeit in Einrichtungen geschaffen werden.“

 

Die dbs-Standpunkte zur Inklusion finden Sie auch im Positionspapier „Inklusion als sprachtherapeutisches Aufgabenfeld“ und im neu erschienenen Flyer „Sprachtherapie und Inklusion unter http://www.dbs-ev.de/inklusion  

 

Prof. Dr. Michael Wahl
dbs-Bundesvorsitzender

 

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