„Erst denken, dann sprechen …“ Kognitive Grundlagen von Sprache und Kommunikation

dbs-Symposium 2025 - Workshops

Praxisworkshop 1

Therapie nach dem Programm TraFiK
Training finaler Konsonanten bei Kindern mit (und ohne) Hörschädigung

Berit Sander | Köln

Mit dem Therapieprogramm TraFiK – Training finaler Konsonanten werden die Konsonanten /n/, /t/, /s/ und /st/ im Wortauslaut in einem mehrstufigen Aufbau von Laut- zu Silben-, Wort- und Satzebene schrittweise erarbeitet. Das Programm bietet die Möglichkeit an der phonologischen Wortform sowie an der Subjekt-Verb-Kongruenz zu arbeiten. Für Letzteres werden die genannten Laute in ihrer Funktion als Verbflexive fokussiert (2. Sg. -st, 3. Sg.-t, 3. Pl. -n). Im Workshop werden der theoretische Hintergrund sowie Aufbau und Zielsetzung des Programms vorgestellt und die Anwendung dessen wird in praktischen Übungen vermittelt. Die therapeutische Vorgehensweise wird u.a. anhand von Fallbeispielen illustriert und es besteht die Möglichkeit, eigene Fälle aus der Praxis hinsichtlich einer Anwendung des Programms TraFiK zu besprechen. TraFiK wurde basierend auf Forschungsergebnissen für Kinder mit Hörschädigung entwickelt, kann jedoch für diverse Zielgruppen eingesetzt werden (z. B. generell für Kinder mit SES). 

Praxisworkshop 2

Laut Denken – mit Modellieren Lernstrategien offenbaren

Mona Merten | Köln

Lernstrategien lassen sich im Allgemeinen als kognitive oder metakognitive Abläufe verstehen, die helfen ein Problem oder eine Aufgabe zu lösen. Dabei können diese Abläufe spontan oder bewusst und zielgerichtet aktiviert werden (Dinsmore et al., 2020; Hasselhorn et al., 2022). Lernstrategien bilden sich domänenspezifisch aus und so sind z.B. für das Lösen von Anforderungen in verschiedenen Unterrichtsfächern unterschiedliche Strategien relevant. Die Vermittlung von domänenspezifischen Lernstrategien ist nicht nur in der Schule, sondern auch in der Sprach- und LRS-Therapie relevant. So werden beispielsweise im Therapiekonzept „Wortschatzsammler“ Wortlernstrategien vermittelt oder in der LRS-Therapie Lesestrategien zur Unterstützung des Textverstehens und Rechtschreibstrategien, um bei orthografischen Phänomenen zur korrekten Graphemfolge zu gelangen.

Da Lernstrategien mental ablaufen, sind sie prinzipiell nicht sichtbar. In Therapie und Unterricht müssen Lernstrategien, also ihre Anwendung, der Nutzen und mögliche Schwierigkeiten für die Kinder erlebbar gemacht werden. Das (kognitive) Modellieren als didaktisierte Form des lauten Denkens ist ein Element, die Lernstrategien zu demonstrieren (Philipp, 2015).   

Im Workshop wird das Modellieren als Methode der Strategievermittlung fokussiert und Kriterien für dessen Umsetzung erläutert.

In der Kleingruppe erproben und reflektieren die Teilnehmenden die Umsetzung des Modellierens interessengeleitet in verschiedenen Kontexten – Modellierung von Wortlernstrategien, Modellierung der Mitsprechstrategie im segmentalen Schreibprozess, Modellierung einer Rechtschreibstrategie, Modellierung einer Lesestrategie.

Literatur

  • Dinsmore, D. L., Fryer, L. K. & Parkinson, M. M. (Hrsg.). (2020). Educational psychology handbook series. Handbook of strategies and strategic processing. Routledge.
  • Hasselhorn, M., Gold, A., Kunde, W. & Schneider, S. (2022). Pädagogische Psychologie. W. Kohlhammer GmbH.
  • Philipp, M. (2015). Lesestrategien: Bedeutung, Formen und Vermittlung. Beltz Juventa.

Praxisworkshop 3

Transdisziplinär zusammenarbeiten
Einführung in die digitale Plattform SprachNetz

Clara Schwarzenberg, Maren Eikerling, Stephan Sallat | Halle

In der sprachtherapeutischen Arbeit spielt transdisziplinäre Zusammenarbeit, also die Vernetzung mit anderen Berufsgruppen, wie z. B. aus dem Kita- oder Schulbereich, sowie Familien, eine wichtige Rolle für die Gestaltung und nachhaltige Wirkung von Interventionen. Allerdings kann die Umsetzung einer solchen Arbeitsweise durch verschiedene Gründe eingeschränkt sein: mangelnde zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen ebenso wie strukturelle Unterschiede in den verschiedenen Systemen (Gesundheit, Bildung, Soziales) erschweren die Kooperation und können die Motivation der beteiligten Akteure gegebenenfalls bremsen.

Anhand der partizipativ gestalteten Community-Plattform SprachNetz können Potenziale der Digitalisierung genutzt werden, um eine fallbezogene transdisziplinäre Zusammenarbeit anzuregen und zu erleichtern. Auf dieser können sich Sprachtherapeut:innen mit Akteuren aus den Bereichen Kita, Schule, Medizin, Förderdiagnostik, Therapie und Familie vernetzen und in einen Austausch bezüglich der Förder- und Therapieplanung eines Kindes mit (potenziell) beeinträchtigter Sprachentwicklung kommen.

Im Workshop wird Teilnehmenden ein Überblick zu den Nutzungsmöglichkeiten der SprachNetz-Plattform gegeben, sowie ihre Potenziale und Organisationsformen für die transdisziplinäre Vernetzung präsentiert. Sie werden mit der Nutzung der Plattform vertraut gemacht und haben die Möglichkeit, die verschiedenen Funktionen selbst auszuprobieren, die Erfahrungen zu reflektieren und die Nutzung im sprachtherapeutischen Alltag zu planen. Außerdem wird es Raum für Erfahrungsaustausch und Fragen rund ums Thema transdisziplinärer Zusammenarbeit geben.

Praxisworkshop 4

Neurovitalis in der logopädischen Therapie mit Menschen mit einer Parkinsonerkrankung – vom Wort bis hin zum Gespräch

Heike Marré | Köln

NEUROvitalis (Baller et al. 2009) ist ein für gesunde Ältere entwickeltes neuropsy-chologisches Therapieverfahren. Es verbindet im Gruppensetting ein hochfrequentes kognitives Training in den Bereichen Aufmerksamkeit, Gedächtnis und Exekutivfunk-tionen mit Psychoedukation und psychosozialen Faktoren. NEUROvitalis enthält dabei viele Übungen, die auch bei kommunikativen Schwierigkeiten der Menschen mit einer Parkinsonerkrankung einsetzbar sind. In der ursprünglichen neuropsychologischen Testbatterie ließen sich jedoch für die logopädie-relevanten keine signifikanten Effekte nachweisen (Marré et al. 2013).

Dieser Workshop gibt einen Überblick darüber, wie das ursprünglich nicht für die Logopädie konzipierte Programm auch in der sprachlich-kognitiven Therapie gewinn-bringend eingesetzt werden kann und welche Relevanz das neue Modul „NEUROvitalis Parkinson“ (Baller et al. 2021) für die Logopädie hat.  Er gibt auch Anregungen für Modifikationen und beschreibt, wie die Therapie unter Beibehaltung der von den Studienteilnehmer*innen sehr geschätzten psychoedukativen Anteile mit bereits vor-handenen Diagnostik- und Therapie-Materialien zu semantischer sowie (formal)-lexikalischer Wortfindung gestaltet werden kann.  Im Anschluss besprechen wir anhand von Videobeispielen, welche Aussagen auch bezüglich des Gesprächsverhaltens auf Grundlage der Konversationsanalyse (vgl. Wilkinson 2024) getroffen werden können und schlagen den Bogen zu gut beobachtbaren Interaktionsmustern (vgl. Rausch et al. 2018) und deren Relevanz für eine erfolgreiche Kommunikation im Alltag.

Literatur:

  • Baller, G., Kalbe, E., Kaesberg, S., & Kessler, J. (2009). Neurovitalis. ein neuropsychologisches Gruppen-programm zur Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit. ProLog, Cologne, Germany. Ergänzungspaket: Neurovitalis Parkinson
  • Baller, G., Folkerts, A. K., Kessler, J., & Kalbe, E. (2021). NEUROvitalis Parkinson: ein wissenschaftlich fundiertes Gruppenprogramm zur Förderung der geistigen Leistungsfähigkeit bei Morbus Parkinson Patienten. ProLog, Cologne, Germany.
  • Marré, H., Klann, J., Petrelli, A., Kaesberg, S., Willmes, K., & Kalbe, E. (2013). Der Einfluss von NEUROvitalis auf sprachrelevante kognitive Leistungen von Patienten mit idiopathischem Parkinsonsyndrom (IPS). Sprache· Stimme· Gehör, 37(S 01), e39-e40.
  • Rausch, M., Führmann, B., Marré, H., Moser, M. (2018). Ge-Kom. Gelingende Kommunikation im Alter: Aktivierung von Potentialen älterer Menschen durch altersgemischte Kommunikation im Unternehmen und sozialen Umfeld - Empirisch gestützte und partizipativ entwickelte praxistaugliche Handlungsempfehlungen: Schlussbericht. [doi: 10.2314/GBV:1028827652]
  • Wilkinson, R. (2024). Conversation analysis

Professionelle Fallreflexion

Supervision zum Mitmachen und Ausprobieren
Supervision bedeutet, in einem geschützten Rahmen und unterstützt von der Gruppe der Kollegen und Kolleginnen und der Supervisorin/dem Supervisor gemeinsam „auf Flughöhe“ zu gehen, um einen Überblick und neue Perspektiven auf das Geschehen und sich selbst zu gewinnen. Für eine professionelle Beziehungsgestaltung in der logopädischen Therapie kann sie einen hohen Gewinn bedeuten

Supervisionsworkshop 5 – Kurzfobi 09.00 – 10.30 Uhr

Fallsupervision Erwachsene

Verena Nerz | Reutlingen

Progrediente Erkrankungen sind  eine Herausforderung für alle Beteiligten. In diesem Fallseminar können Sie Ihre Erfahrungen und Fragen rund um die Begleitung von Patientinnen und Patienten teilen, die Sie auf dem Weg des zunehmenden Verlustes von Funktionen und Kompetenzen unterstützen. Wie kann Nähe und Abgrenzung gut ausbalanciert werden, wie berate und begleite ich PatientInnen und Angehörige, wie passe ich meine Zielsetzungen an, welche ethischen Dilemmata tauchen auf, wie gehe ich mit Sinnfragen rund um Verlust und Endlichkeit um,  wie sorge ich gut für mich selbst, damit ich tragfähig bleibe, …?.

Supervisionsworkshop 6 – Kurzfobi 10.30 – 12.00 Uhr

Fallsupervision Kinder

Alexander Makowka | Stuttgart

Im Workshop zur Kindersprache können Falleinbringer:innen aus der Gruppe einen Fall aus dem Fachbereich Kindersprache vorstellen und danach mithilfe der Methode kollegialer Beratung gezielte Unterstützung zur Problembewältigung erfahren. Das Tool des Reflecting Teams (Tom Andersen) soll uns dabei unterstützen, in kurzer Zeit systematische wie effektive Supervision zu erleben.

Literatur
Tom Andersen: Das reflektierende Team. Dialoge und Dialoge über Dialoge. Modernes Lernen, Dortmund 1990.

Therapeut:innenverzeichnis

An dieser Stelle können Betroffene oder interessierte Eltern bzw. Angehörige von sprach- und sprechgestörten Menschen Sprachtherapeut:innen in ihrer Nähe finden.

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