Herbsttreffen Patholinguistik

Save the Date! – 19. Herbsttreffen Patholinguistik am 15.11.2025

Das 19. Herbsttreffen Patholinguistik wird am Samstag, den 15. November 2025, von 9:00 bis 17:30 Uhr online stattfinden.
Das Schwerpunktthema liegt in diesem Jahr auf narrativen Fähigkeiten bei Kindern und Erwachsenen sowie den damit verbundenen Exekutiven Funktionen. Sie sind herzlich eingeladen! Darüber hinaus sind wieder zahlreiche Kurzworkshops zu verschiedenen sprachtherapeutischen Themen geplant sowie eine thematisch offene Posterpräsentation mit Relevanz für Forschung und Praxis. Posterbeiträge können bereits jetzt eingereicht werden.

Gemeinsam! Sprachtherapie in der Gruppe | Bericht zum 18. Herbsttreffen Patholinguistik

„Gemeinsam!“ nahmen rund 170 Teilnehmer:innen am 23. November 2024 am 18. Herbsttreffen Patholinguistik teil und erhielten zahlreiche Anregungen für die Gruppentherapie bei neurologisch bedingten Sprach- und Sprechstörungen, Stottern und Mutismus.

Den Auftakt machte Dr. Vibeke Masoud (Waldklinik Jesteburg), die eine anschauliche Einführung in die Gruppentherapie bei neurologisch bedingten Sprach- und Sprechstörungen gab. Zentrales Ziel sei es, die Gruppenteilnehmer:innen zu selbstständiger und erfolgreicher Interaktion in authentischen Kommunikationssituationen zu befähigen. Der/die Sprachtherapeut:in nimmt als Gruppenleitung daher eher eine beobachtende und moderierende Rolle ein, wobei ein gezieltes Eingreifen oder Lenken natürlich möglich ist. Vibeke Masoud machte transparent, dass es bisher nur wenige Evidenzen zur Wirksamkeit von Gruppentherapien gibt, gleichzeitig begründete sie die Vorteile einer Gruppendynamik aber sehr überzeugend. Angereichert mit vielen konkreten Tipps und Techniken zur Gruppenleitung war der Vortrag eine hervorragende Grundlage für die folgenden Beiträge.  

Katrin Eibl (Krankenhaus Barmherzige Brüder, Regensburg) vertiefte in ihrem Vortrag „Bitte sprechen Sie lauter!“die Möglichkeiten der Gruppentherapie bei Dysarthrie und in der Geriatrie. Verschiedene Audiobeispiele von Patient:innen zeigten, wie unterschiedlich sich eine Dysarthrie – auch in Abhängigkeit von Faktoren wie Situation, Kontext, Vertrautheit sowie körperlicher und emotionaler Verfassung – auf die Verständlichkeit auswirken kann. Durch Videos erhielten die Teilnehmer:innen Einblicke in eine Parkinson-Gruppenstunde mit folgender Struktur: Aufwärmen & Vorstellungsrunde, Lautstärketraining, Artikulation & Diadochokinese und Abschluss & Feedback. Katrin Eibl machte darauf aufmerksam, dass im Vergleich zu anderen Gruppentherapien in der Geriatrie auf zusätzliche Einschränkungen, wie z.B. Schwerhörigkeit, feinmotorische Einschränkungen sowie reduzierte Aufmerksamkeit, Belastbarkeit und Mobilität verstärkt geachtet werden sollte.

Im zweiten Teil der Hauptvorträge am Vormittag trug zunächst Tina Braun (Logopädie Puschmann, Gersthofen) zur Therapie in der Gruppe bei stotternden Kindern und Jugendlichen vor. Sie stellte den methodenkombinierten Ansatz „Stärker als Stottern“ vor, der Fluency Shaping (Veränderung des Sprechens) und Modifikationsansätze (Veränderung des Stotterns) vereint. Im Rahmen der Therapie erhält jede:r Teilnehmer:in einen „Stotterwerkzeugkoffer“, der mit praktischen Techniken gefüllt wird, um Selbstwirksamkeit und Motivation zu fördern. Wichtige Werte in der Gruppe sind das Erleben von Zugehörigkeit und die Möglichkeit, durch verschiedene Vorbilder zu lernen. Die Teilnehmer:innen wachsen durch das gemeinsame Erleben von Herausforderungen und feiern Erfolge zusammen. Dies wurde auch von Frederick Kukla bestätigt, der sich als ehemaliger Teilnehmer mit einem Kurzbericht in den Vortrag einbrachte.

Abschließend hielt Prof. Dr. Nitza Katz-Bernstein, Mitentwicklerin des DortMuT-Konzepts, einen umfassenden Vortrag über die Gruppentherapie bei selektivem Mutismus. Hier steht das Gruppenformat eher am Ende der Therapie, wenn es darum geht, den Transfer in den Alltag anzubahnen. Zu Beginn einer Therapie sind besonders ritualisierte Abläufe wie die Begrüßung, Ankündigungen und Abschlussrunden wichtig. Durch den Aufbau dyadischer Kommunikation soll ein sicherer Rahmen geschaffen werden, um im Verlauf der Therapie darauf aufbauen zu können. Ziel ist dann innerhalb der Gruppentherapie, durch das Erleben von Solidarität, die verbale Kommunikation schrittweise aufzubauen und eine Generalisierung ins soziale Umfeld zu schaffen. Besonders betone Prof. Katz-Bernstein, wie wichtig es ist, die Ressourcen der Kinder zu entdecken, ihre Interaktion zu fördern und durch in-vivo-Aufgaben (z.B. gemeinsam zum Bäcker gehen) praktische Übungsmöglichkeiten zu schaffen.

Nach der Mittagspause ging es dann „Gemeinsam über die Therapie hinaus“. Dr. Filippo Smerilli (Stottern & Selbsthilfe Landesverband Ost e.V. / Berliner Selbsthilfegruppe Stottern), Marlene Scheid (Logopädin), Werner Scheid (Selbsthilfegruppe Aphasie Trier) und Sabine Meyer (Sam21 – für Eltern und Kinder mit Trisomie 21) berichteten in einer Podiumsdiskussion von ihren Erfahrungen aus der Selbsthilfe. Beispielsweise wurde über den Zusammenhang zwischen Therapie und Selbsthilfe reflektiert („Selbsthilfe ist Teil der Therapie“, „Therapie geht an die Leistungsgrenze, Selbsthilfe aktiviert Ressourcen“) und die Funktion einer Selbsthilfegruppe (SHG) besprochen (Netzwerk, Übungsspielplatz, Erfolgsgeschichten). Von Therapeut:innen wünschten sich die Diskutierenden mehr Offenheit gegenüber verschiedenen Methoden und Erfahrungen – schließlich sind die Patient:innen, und Angehörigen die Expert:innen für ihr Störungsbild bzw. ihre Erkrankung. Einig waren sich aber alle, dass Therapeut:innen in der Selbsthilfe willkommen sind und dadurch Synergien entstehen können.

Den Abschluss des Tages bildeten fünf Workshops, in denen verschiedene Praxisthemen in kleineren Gruppen vertieft werden konnten. Die Themen reichten vielfältig von der Therapie pragmatischer Fähigkeiten mit Improvisations-Techniken bzw. der Förderung pragmatisch-kommunikativer und emotionaler Kompetenzen durch In-vivo-Therapie über die Zukunftsperspektive Neurowissenschaften und den Einsatz von ChatGPT in der logopädischen Praxis bis hin zur Vorstellung der Leitlinien zu Post Covid Conditions.

In den Pausen trafen sich viele Teilnehmer:innen bei Discord, wo man in Pausenräumen in kleinen Runden zusammenkommen konnte und die Posterausstellung stattfand. Acht Poster wurden vorgestellt und wie in den letzten Jahren wurden die drei besten Poster mit einem Posterpreis ausgezeichnet. Dazu wurden alle Poster vorab von einer dreiköpfigen Jury (Jeannine Schwytay, Stephanie Parau, Lea Plum) gesichtet und nach festgelegten Kriterien bewertet. Wir gratulieren den Gewinner:innen ganz herzlich und danken allen Posterautor:innen für die Präsentationen!

1. Platz
Adaptive Nutzung des LSI.J zur Überprüfung des Sprachverständnisses von Jugendlichen mit intellektueller Beeinträchtigung
Dr. Isabel Neitzel, Technische Universität Dortmund

2. Platz
Beeinträchtigung der Fähigkeit zur Oralen Stereognose: relevante Krankheitsbilder und Ausprägungen. Eine Scoping-Review.
Paulina Harnisch, Judith Heide & Ulrike Frank, Universität Potsdam

3. Platz
Smartphone-gestützte Erfassung früher Schriftsprachkompetenzen zu Hause: Potentiale für die Logopädie
Rebekka Echternkamp & Prof. Dr. Stefanie Jung, Hochschule Trier

Wir danken allen Referent:innen, Diskutant:innen und Gästen für ein äußerst informatives und inspirierendes Herbsttreffen! Der zugehörige Tagungsband wird im Herbst 2025 erscheinen.
Das nächste Herbsttreffen Patholinguistik wird im November 2025 stattfinden. Wir informieren rechtzeitig über den Termin.


 

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