19. Herbsttreffen Patholinguistik | 15. November 2025

TherapieGipfel 2025

7. TherapieGipfel: Anmelden und live dabei sein in Berlin

Unter dem Motto „Handeln statt reden“ lädt der Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) Politik, Kostenträger und Berufsangehörige der Heilmittelbranche zum 7. TherapieGipfel nach Berlin ein. Am 12. November um 15 Uhr wird die Veranstaltung durch ein Grußwort der neuen Bundesgesundheitsministerin Nina Warken eröffnet.

Im Historischen Hörsaal im Langenbeck-Virchow-Haus wird der SHV-Vorstand im Rahmen einer Podiumsdiskussion gemeinsam mit Gesundheitspolitiker*innen und fachkundigen Expert*innen über aktuelle berufspolitische Themen diskutieren. Von 15 bis 18 Uhr geht es um die drängenden Herausforderungen der Heilmittelberufe. Jetzt anmelden und dabei sein!

Eine Teilnahme am TherapieGipfel ist kostenfrei, aber nur mit vorheriger Anmeldung möglich. Anmeldeschluss ist der 3. November 2025.

TherapieGipfel2024

6. SHV-TherapieGipfel – Heilmittelverbände stellen Positionspapier vor und diskutieren zentrale Forderungen

Starke Gemeinschaft mit klaren Botschaften an die Politik

Am 13. November 2024 fand in Berlin der 6. TherapieGipfel des Spitzenverbandes der Heilmittelverbände (SHV) e. V. statt. Das Motto des diesjährigen TherapieGipfels lautete: „Gesundheit wählen! Die Zukunft der Therapie im Wahljahr 2025“. Das Motto stand schon lange fest, doch angesichts der politischen Entwicklungen und der vorgezogenen Bundestagswahlen entwickelte es noch einmal eine ganz besondere Relevanz.

Rund 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Heilmittelbranche fanden sich ein im Historischen Saal des Langenbeck-Virchow-Hauses, um die dreistündige Podiumsdiskussion zu verfolgen, zu der die SHV-Vorsitzenden Gäste aus Politik und Verwaltung eingeladen hatten.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vor vollen Rängen vom SHV-Vorsitzenden Andreas Pfeiffer, der in seinen einführenden Worten darauf einging, was der SHV in den vergangenen zehn Jahren erreicht hat: den Wegfall der Grundlohnsummenbindung, die Einführung bundeseinheitlicher Vergütungen, die Möglichkeit von Schiedsverfahren oder auch die Einführung der Videotherapie. Allesamt Fortschritte, aber zentrale Forderungen, die der Schlüssel für eine bessere Gesundheitsversorgung sind, bleiben bestehen. Pfeiffer verwies an dieser Stelle auf die acht Punkte des umfassenden Positionspapiers, das auf der Pressekonferenz am gleichen Tag vorgestellt wurde, insbesondere auf die beiden Themenbereiche, die in der nachfolgenden Podiumsdiskussion besonders beleuchtet werden sollten: Mehr Autonomie für Heilmittelerbringende und Bürokratieabbau.

In dem folgenden Impulsreferat gab Prof. Dr. PH Melanie Messer (Leitung des Instituts für Pflegewissenschaft an der Universität Würzburg) einen Einblick in ausgewählte Aspekte des Gutachtens des Sachverständigenrats Gesundheit und Pflege und die daraus resultierenden Empfehlungen, um die Fachkräftesituation zu verbessern. Alle ihre Empfehlungen zielen darauf ab, Fachkräfte effizienter einzusetzen und zu steuern, denn die bloße Erhöhung von Personal sei nicht die Lösung. Geeignete Steuerungsinstrumente seien vielmehr eine interprofessionell vernetzte Versorgung und eine Modernisierung der Aufgaben. Alles Aspekte, die zwar vorrangig für die Situation in der Pflege untersucht wurden, sich ihrer Aussage nach aber auf den Heilmittelbereich übertragen ließen.

„Autonomie mit Zäunchen“

Nach diesen einführenden Statements übernahm Sabine Rieser die Moderation für den ersten Teil der Podiumsdiskussion, in dem insbesondere die Themen „Blankoverordnung“ und „Direktzugang“ in den Fokus genommen wurden. Julius Lehmann (KBV, Abteilungsleiter Veranlasste Leistungen) und Christoph Zamoryn (GKV-Spitzenverband, Fachreferent Heilmittel) positionierten sich zu den Forderungen der stv. SHV-Vorsitzenden Frauke Kern (dbl, i.V. für Dagmar Karrasch), Manuela Pintarelli-Rauschenbach (VPT) und Ute Repschläger (IFK).

Einen großen Raum nahm die Diskussion der in Physio- und Ergotherapie eingeführte Blankoverordnung ein. Von Teilen der Ergo- und Physiotherapieverbände wurde sie begrüßt und als Schritt hin zu mehr Autonomie angesehen. Die Verbände appellierten aber auch an die Ärzte, verantwortungsvoll mit der Erwartungshaltung ihrer Patientinnen und Patienten umzugehen. Die Vertreter von KBV und GKV-SV sehen die Blankoverordnung ebenfalls als guten Schritt, der GKV-SV möchte die weitere Entwicklung jedoch erst einmal beobachten und evaluieren, bevor möglicherweise die Diagnosen, für die die Blankoverordnung ausgestellt werden kann, ausgeweitet werden.

Für die Logopädie wäre die Blankoverordnung aus Sicht der im SHV vertretenen Logopädie-Verbände kein Fortschritt, da in der Logopädie bereits die Möglichkeit der eigenen Diagnostik besteht, die Methodenwahl bei der Therapeutin selbst liegt und auch Frequenz und Dauer in Absprache mit der Ärzteschaft veränderbar sei. Sie fordern den Direktzugang, um Patientinnen, Patienten und deren Angehörige beraten, diagnostizieren und therapieren zu können, ohne dass die Versicherten als erstes den Weg über die Arztpraxis gehen müssen. Eine Hand-in-Hand Arbeit auf Augenhöhe zwischen Therapeutin und Ärzteschaft würde hierbei gewünscht.

Deutlich wurden die unterschiedlichen Auffassungen im Hinblick auf den Direktzugang: Während alle Heilmittelverbände eine Einführung des Direktzugangs als einen wichtigen Schritt unbedingt befürworten, beurteilten die anwesenden Vertreter von GKV-Spitzenverband und KBV den Direktzugang erwartungsgemäß äußerst kritisch. Ihrer Meinung nach sollen erst einmal mit der in Physio- und Ergotherapie eingeführten Blankoverordnung Erfahrungen gesammelt werden, bevor man die Autonomie für die Heilmittelerbringer ausweitet. Die Heilmittelerbringer entgegneten jedoch in der Diskussion, dass es sich bei Blankoverordnung und Direktzugang um verschiedene Versorgungsformen handelt und diese Themen daher nicht verbunden werden können.

An dieser Stelle konnte sich das Publikum mit eigenen Fragen und Meinungen einbringen und konfrontierte das Podium mit Erfahrungen aus dem Praxisalltag.

Die Moderatorin konstatierte zusammenfassend, es scheine im Moment noch nur eine „Autonomie mit Zäunchen“ zu geben.

 Mehr Therapeuten am Patienten und nicht am Schreibtisch!

Wartezeiten von drei bis sechs Wochen, verzweifelte Patientinnen und Patienten, die nach Hausbesuchen fragen, Überforderung von pflegenden Angehörigen, die sich um ihre aufgrund immer kürzer werdenden Krankenhausaufenthalten nicht mobilen Angehörigen sorgen… All dies sind Szenarien, die schon heute Realität in vielen Heilmittelpraxen sind, berichtete Andrea Rädlein (Physio Deutschland) in ihrem Eingangsstatement zum zweiten Teil der Podiumsdiskussion, die sie gemeinsam mit Andreas Pfeiffer (DVE) und Katrin Schubert (dbs) und den Vertretern von KBV und GKV-SV bestritt. Trotz einer parallel stattfindenden Anhörung des Gesundheitsausschusses konnten es auch zeitweise Saskia Weishaupt (MdB-Bündnis90/Die Grünen) und gegen Ende Christian Bartelt (MdB-FDP) einrichten, sich an der Diskussion zu beteiligen.

Es muss etwas passieren! Diese Aussage hätten vermutlich alle Anwesenden unterschrieben. Dass Bürokratieabbau zur Entlastung in den Praxen führen würde, ist unbestritten. Nur wie? „Weniger Papier, mehr Gesundheit – Wege zum Bürokratieabbau im Gesundheitswesen“ – dazu tauschte sich das Podium aus. Die bekannten Brandthemen Zuzahlungseinzug, Absetzungen wegen Formfehlern, Prüfpflicht: Alles wurde mit zahlreichen Beispielen – auch aus dem Publikum – belegt und zeigte die Notwendigkeit, hier dringend und zeitnah etwas zu ändern. Wer hat welche Kompetenzen und wer hat welche Aufgabe? Beispiel Zuzahlungseinzug: Wer macht’s? Bislang liegt die Aufgabe bei den Praxen. Aus Sicht der Verbändevertreter müssen die Praxen von dieser Aufgabe entlastet werden, denn ihre Kernkompetenz ist die Therapie an den Patienten. Sollten also nicht eher die Institutionen, bei denen die Verwaltungskompetenz liegt – nämlich bei den Krankenkassen – diese Aufgabe übernehmen? Der GKV-Vertreter sah dies nicht so, seiner Meinung nach solle der Einzug dort erfolgen, wo die Leistung erbracht werde. Die Prüfpflicht gehöre seiner Meinung nach ebenfalls in die Hände der Leistungserbringenden. Hier gab es von Seiten der SHV-Verbände den Einwurf, dass derjenige, der für die fehlerhafte Ausstellung die Verantwortung trägt – sei es die Arztpraxis oder der Softwareanbieter – auch für den Fehler und dessen Berichtigung geradestehen müsse. Dass die Selbstverwaltung den Ball an die Therapeutinnen und Therapeuten einfach wieder zurückspiele, sei kritisch. An dieser Stelle brachte der KBV-Vertreter noch einmal die Möglichkeit eines Runden Tisches ein, an dem man gemeinsam alle Prozesse hinterfragen und an einer Lösung arbeiten könne.

Saskia Weishaupt betonte, dass aus ihrer Sicht der Fokus im Gesundheitsbereich auf der Ärzteschaft und dem Pflegebereich liegt. Ebenfalls wichtige Berufsgruppen – wie die im Heilmittelbereich, die wichtige Versorgung sicherstellen – würden zu Unrecht vergessen.

Der Wahlkampf hat begonnen

Es wurde offensichtlich, dass in Sachen Bürokratieabbau noch dicke Bretter zu bohren sind. Die Hürden im Praxisalltag, die in einzelnen Wortmeldungen aus dem Publikum eindrücklich geschildert wurden, müssen beseitigt werden, sodass am Ende wieder mehr Zeit für die Arbeit am Patienten bleibt. Dafür braucht es eine Strategie. Einen ersten Aufschlag hat der SHV mit seinem Positionspapier gemacht.

Mit Blick auf den nun anstehenden Wahlkampf appellierte SHV-Vorsitzender Andreas Pfeiffer an die Anwesenden, jetzt die Parteien im eigenen Wahlkreis anzusprechen und auf die Probleme aufmerksam zu machen. „2025 wird unser Jahr! Neue Regierung, neue Chancen.“

Der SHV wird die nächsten Wochen bis zu den Neuwahlen nutzen, um auf die Parteien

zuzugehen und das am gleichen Tag veröffentlichte SHV-Positionspapier „Versorgung neu denken!“ Positionspapier SHV_November 2024_ als Grundlage für die politische Kommunikation einsetzen, damit die darin enthaltenen Forderungen möglichst in den Koalitionsvertrag eingehen.

„Gemeinsam werden wir etwas erreichen“, so das Schlusswort von Andreas Pfeiffer.

TherapieGipfel 2023

Lauterbach kündigt Vollakademisierung der Logopädie an

Versorgung neu denken! Politik und Verbände diskutieren die Zukunft der Heilmittelberufe

Gesundheitsminister Lauterbach stimmt in seinem Grußwort zum SHV Therapiegipfel der Vollakademisierung der Logopädie zu! Die spezifischen Gegebenheiten in der Logopädie sprechen dafür eine Vollakademisierung anzustreben. Diesen Willen habe der Gesetzgeber auch in der Begründung zum Pflegestudiumstärkungsgesetz deutlich zum Ausdruck gebracht, so Lauterbach.

Klare Worte des Ministers, die wir in der Deutlichkeit noch von keinem Gesundheitsminister gehört haben. Eine  jahrzehntealte Forderung des dbs und der gesamten Berufsgruppe ist nun politisch erhört worden.

Es bleibt zu hoffen, dass der klare politische Wille jetzt auch zeitnah in konkrete Gesetzgebung umgesetzt wird.
Wir werden uns sehr dafür einsetzen, dass die ersten Schritte noch in dieser Legislaturperiode sichtbar werden. Der Applaus für die Worte des Ministers auf dem Therapiegipfel sollten dabei als Motivation für anstehende Arbeit im Bundesministerium für Gesundheit dienen.

 

Versorgung neu denken! Politik und Verbände diskutieren die Zukunft der Heilmittelberufe

Ein Bericht des SHV zum 5. Therapiegipfel

„Der Therapiegipfel ist für die Heilmittelerbringer das gesundheitspolitische Highlight des Jahres.“ Mit diesen Worten begrüßt der SHV-Vorsitzende Andreas Pfeiffer alle anwesenden Gäste, Diskutanten und Funktionäre aus Verbänden und Politik zum 5. SHV-TherapieGipfel in Berlin. Vor vollen Rängen folgte auf eine kurze Bilanzierung der gemeinsam erreichten Ziele der vergangenen Jahre der Ausblick auf die bevorstehende Podiumsdebatte. Bezugnehmend auf das diesjährige Leitmotto der Veranstaltung Versorgung neu denken! erneuerte Pfeiffer die zentralen Themen und Forderungen, die seitens der Heilmittelerbringer an die Politik ergehen. Denn von ihrer Erfüllung hängt wesentlich ab, wie es um die Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen zukünftig bestellt sein wird. Die Liste der Themen ermöglichte eine spannende Diskussion: Mehr Anerkennung für die Berufe und Mitbestimmung im G-BA, Verbesserung der interprofessionellen Zusammenarbeit, Bürokratieabbau, Direktzugang und Digitalisierung – um hier nur einige zu nennen.

„Allein die doppelte demografische Herausforderung – die Alterung unserer Gesellschaft und die Alterung unserer Berufsgruppen – erfordern es, Versorgung neu zu denken.“ (A. Pfeiffer)

Lauterbach kündigt unter anderem Vollakademisierung der Logopädie an    

„Wir nehmen uns die Reform der Berufsausbildungen Schritt für Schritt vor und fangen damit sofort an. Noch in diesem Jahr werden wir einen Entwurf für die Physiotherapie vorlegen.“ (K. Lauterbach)  

Per Videobotschaft setzte Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach noch vor Beginn der Podiumsdiskussion Wegmarken, an denen sich die Politik seines Ministeriums zukünftig wird messen lassen müssen. Im Rahmen des geplanten Versorgungsgesetzes stellte er etwa den Direktzugang konkret in Aussicht – vorläufig noch im Modellvorhaben. An die Reform der Berufsgesetze der Physiotherapie, so der Gesundheitsminister, sollen sich die Reformen von Logopädie/Sprachtherapie und Ergotherapie „zeitnah anschließen“ (K. Lauterbach). Bereits im Vorfeld der schrittweise durchzuführenden Berufsreformen würden mit dem Pflegestudiumstärkungsgesetz die akademischen Ausbildungsangebote in den Heilmittelberufen vom Modell- in den Regelzustand überführt. Inhaltlich vage blieb dagegen, was mit den „maßvollen Anpassungen“ (K.- Lauterbach) der Rahmenbedingungen gemeint ist, die den Übergangszeitraum organisieren und strukturieren sollen.

Breiten Applaus aus den Reihen der anwesenden Logopäden und Sprachtherapeuten, aber auch aus dem übrigen Plenum bekam Lauterbachs Zustimmung zur Vollakademisierung der Logopädie/Sprachtherapie, wie sie auch Bund und Länder im Gesamtkonzept Gesundheitsfachberufe vorschlagen. Dass der eingeschlagene Weg zur Akademisierung der Therapieberufe der richtige ist, dazu bekannte sich anschließend auch Dr. Oliver Grundei, Staatssekretär im Ministerium für Justiz und Gesundheit in Schleswig-Holstein. Im Anschluss an Lauterbachs Videobotschaft stellte er sich in der Entscheidungsfrage nach der Voll- oder Teilakademisierung für die Physiotherapie hinter den Bundesminister und sprach sich für die Teilakademisierung für diese Berufsgruppe aus, vor allem mit Blick auf die Größe der Berufsgruppe. Ausdrücklich aber mit dem Hinweis versehen, dass es sich dabei um eine Einschätzung „Stand jetzt“, also nicht um das „Ende der Fahnenstange“ handele.   

„Wir haben internationale Rahmenbedingungen, die so herausfordernd sind, wie wahrscheinlich seit Ende des zweiten Weltkriegs nicht mehr.“ (Dr. O. Grundei)

Was bedeutet es für die Reform der Berufsbilder und die interprofessionelle Zusammenarbeit, wenn wir Versorgung neu denken?

Den ersten Teil der Podiumsdiskussion eröffnete dann Markus Algermissen, Bundesministerium für Gesundheit. Von Moderatorin Sabine Rieser direkt auf die konkreten Umsetzungsschritte angesprochen, mit denen der angekündigte Gesetzentwurf „auf die Staße gebracht“ (M. Algermissen) werden soll, kam das Gespräch schnell bei den großen Themen an. Von den Vertretern des SHV wurde vor allem die Legitimierung der Teilakademisierung in der Physiotherapie als pragmatische, da jetzt machbare Zwischenlösung mit dem Gegenargument gekontert, sie trage dazu bei, „den Systembruch in Europa zu stabilisieren“ (A. Pfeiffer).  

Nur für einige ein Widerspruch: Die SHV-Vertreter stellten fest, dass eine Unterscheidung zwischen einer hochschulischen und fachschulischen Ausbildung mit Blick auf die Therapieprozesse nicht funktional sei. Interesse weckte Algermissen mit seiner Aussage, dass „ein wesentlicher Unterschied perspektivisch bei den diagnostischen Kompetenzen liegen wird“.

Einigkeit herrschte beim Thema Durchlässigkeit. Bei der Umsetzung der Teilakademisierung in der Physiotherapie müsse unbedingt und in alle Richtungen gewährleistet sein, dass auch Menschen mit mittleren Bildungsabschlüssen ermöglicht wird, ein Studium aufzunehmen. Nur so kann dieser Schritt wirksam dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzubauen. Die Teilakademisierung, so Algermissen auf die Anschlussfrage, ob und wie genau Versorgung dabei neu gedacht wird, sei kein harmloser „Trippelschritt“, sondern vielmehr „der Einstieg in eine reguläre hochschulische Physiotherapieausbildung“. Es sei dieser Schritt, der „eine bessere Grundlage schafft, um Interprofessionalität zu fördern“, die eben nicht nur zwischen Ärzten und akademisierten Angehörigen der Gesundheitsfachberufe möglich sein darf. Diese „neu gedachte“ Interprofessionalität auf Augenhöhe bejaht und fordert im Einvernehmen mit den anderen Podiumsteilnehmern auch Dr. med. Ellen Lundershausen (Bundesärztekammer), die in diesem Kontext auch sehr gelassen auf das angebliche Reizthema Direktzugang blickt. Was hier aus Ärztesicht interessiert, ist vor allem die Qualifizierung, die erkennbar, also transparent sein muss. Daneben spielen Fragen der Haftung und der Budgetverantwortung eine Rolle. Sind diese Fragen geklärt, spricht nichts gegen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, ohne die das „System am Ende auch gar nicht funktioniert.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Mit dem pragmatischen Schritt stabilisieren wir den Systembruch in Europa.“ (A. Pfeiffer)

„Unterschiedliche Bildungsabschlüsse lassen sich mit der Teilakademisierung besser in die Versorgung integrieren, als über die Vollakademisierung.“ (M. Algermissen) 

„Akademisierung ist nicht die allseligmachende Antwort auf den Fachkräftemangel“ (M. Algermissen)

„Die Teilakademisierung ist aus unserer Sicht schon das richtige Stichwort.“ (M. Algermissen)

„Ganz große Unterschiede zwischen fach- und hochschulischer Ausbildung sind in der Physiotherapie gar nicht möglich.“ (M. Algermissen)

„Wir wollen den Beruf des Masseurs und des medizinischen Bademeisters erhalten und in die Zukunft tragen.“ (M. Algermissen)

„Der Direktzugang bildet im Gesamtkontext ein kleines Mosaiksteinchen bei der Neuordnung von Kompetenzen.“ (M. Algermissen)

„Interprofessionelle Zusammenarbeit darf kein Ehrenamt sein.“ (U. Repschläger)

„Wir schaffen eine Zwei-Klassen-Physiotherapie, wenn wir sagen, die einen dürfen den Direktzugang machen, die anderen nicht.“ (U. Repschläger)

„Wenn wir nicht mit den anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten, können wir als Ärzteschaft überhaupt nicht arbeiten.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Das Wort, das mir bis hierhin am besten gefällt: pragmatisch. Pragmatische Lösungen sind mir in diesem Kontext die liebsten.“ (Dr. med. E. Lundershausen)

„Es reicht nicht aus, die interprofessionelle Zusammenarbeit mit den Füßen in die Praxen zu tragen. Wir brauchen stabile Rahmenbedingungen, die den Prozess anleiten und professionalisieren.“ (K. Schubert)

Die Therapieberufe verlieren an Attraktivität – woran liegt das?

Nicht weniger kontrovers ging es im zweiten Teil weiter. Hier stand zunächst die Vergütungsfrage im Mittelpunkt: Inwieweit trägt die Unzufriedenheit mit dem Gehalt zum Attraktivitätsverlust und den häufigen Berufsausstiegen in den Therapieberufen bei? Sehr viel, wie sich zeigt, denn im Vergütungsranking mit anderen Berufen, auch im medizinischen Bereich, „bildet die Physiotherapie das einsame Schlusslicht.“ (M. Pintarelli-Rauschenbach) Auch Stamm-Fibich war der Meinung, dass zu einer „vernünftigen Behandlung auch eine adäquate Bezahlung“ gehört. Zu dem misslichen Vergütungssituation kommen unangenehmeRahmenbedingungen, zu denen verschiedene Kostensteigerungen im Praxisbetrieb ebenso gehören wie der immense bürokratische Aufwand, der nicht vergütet wird. Die Prüfpflicht oder das Einziehen der Zuzahlungen beispielsweise müssen „politisch geprüft und ggf. abgeschafft werden.“ (D. Karrasch) Zustimmung kam von der Bundestagsabgeordneten Saskia Weishaupt (BÜNDNIS 90/Die Grünen), die anerkennt, dass es in Zeiten der Teuerung nicht ausreicht, allein auf die Vergütung zu schauen, wenn deren Steigerung direkt der Inflation zum Opfer fällt. Ein zweiter Punkt betraf die Vergleichbarkeit der Gesundheitsberufe. Auch hier äußerte sich Weishaupt kritisch mit Blick auf unser „Arzt-zentriertes System in Deutschland“, das dazu führt, dass wir sehr gut ausgebildete Fachkräfte in den Gesundheitsfachberufen haben, die mehr können, als sie am Ende dürfen. Das heißt, hier liegt Potential für eine leistungsangemessene Vergütung sowie mehr Autonomie für die Berufsangehörigen in der Therapie. „Die Vorgaben zur Auswahl der Therapie und der Behandlungszeit verhindern viel zu häufig, dass die Therapeut*innen ihre Expertise voll entfalten und ihre Kompetenz anwenden können“, bentont Pintarelli-Rauschenbach.  

Beim Thema Behandlungszeit kam dann schnell die Überarbeitung der Leistungsbeschreibung ins Spiel. Die Forderungen der Heilmittelerbringer für bessere Rahmenbedingungen liegen seit langem auf dem Tisch: Mehr Flexibilität bei der Behandlungszeit, Anerkennung von Diagnostik und Befundung als „elementare Bestandteile der physiotherapeutischen Arbeit“ (H. Hecker) und die effizientere Anwendung von gelernten Kompetenzen und digitalen Hilfsmitteln. Ändert sich der Rahmen durch eine Anpassung der Leistungsbeschreibung, so die klare Haltung auf dem Podium, erreichen wir eine Aufwertung der Berufe – finanziell und ideell.  

Im  Spitzenverband der Heilmittelverbände (SHV) e.V. haben sich die sechs größten Berufsverbände der Heilmittelbranche zusammengeschlossen: Deutscher Bundesverband für Logopädie (dbl), Deutscher Bundesverband für akademische Sprachtherapie und Logopädie (dbs), Deutscher Verband Ergotherapie (DVE), Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten (IFK), Deutscher Verband für Physiotherapie (PHYSIO-DEUTSCHLAND) und Verband für Physiotherapie (VPT).

„Bei der Gehaltdiskussion wird oft vergessen, woher wir kommen. Trotz Erhöhungen liegen wir im Vergleich mit den anderen Gesundheitsfachberufen weit hinten.“ (M. Pintarelli-Rauschenbach)

„Bürokratischer Aufwand, der bei uns abgelegt wird, muss entweder abgeschafft oder vergütet werden.“ (D. Karrasch)

„Wir sind an veraltete Rahmenbedingungen gebunden, die nicht den Standards entsprechen, die wir bieten könnten, wenn wir es düften.“ (D. Karrasch)

„Wir müssen uns darüber Gedanken machen, wie wir unser Gesundheitssystem ausrichten wollen. In Deutschland denken wir noch immer sehr Arzt-zentriert.“ (S. Weishaupt)

„Wie schaffen wir es, den Menschen, die wir bereits gut ausgebildet haben, eine Perspektive aufzuzeigen? Wo wollen wir hin in der Versorgung? Hier hat die Politik noch einiges zu tun.“ (S. Weishaupt)

„Die Überarbeitung der Leistungsbeschreibung und eine angemessene Vergütung der abgegebenen Leistung sind mehr als überfällig.“ (H. Hecker)

Der Therapiegipfel wird jährlich vom SHV als hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion veranstaltet, um gemeinsam im Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft, Politik und der Kassen Kernforderungen der Branche an die politischen Entscheidungsträger in Berlin zu richten.

TherapieGipfel 2022

Klare Botschaften von Lauterbach für alle Heilmittelerbringer: Vergütung absichern, Direktzugang und Akademisierung vorantreiben

„Wir wollen die bessere Vergütung weiter absichern und auf einen belastbaren Weg bringen. Wir wollen den Direktzugang ermöglichen. Und wir wollen die Teilakademisierung einführen, um eine eigene Evidenz zu ermöglichen.“ – Vor vollen Rängen positionierte sich Bundesgesundheitsminister Prof. Dr. Karl Lauterbach beim 4. TherapieGipfel des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) klar für bessere Bedingungen für die Heilmittelerbringer. „Es wird an allen Ecken und Enden gleichzeitig gearbeitet. Sie können sich darauf verlassen, dass wir auch an Sie denken“, richtete sich der Minister direkt an die gut 450 Teilnehmenden in Berlin und überzeugte im Folgenden mit einer gut informierten und fachlich fundierten Analyse der Situation in den Heilmittelberufen.

Er betonte den sehr engen Austausch seines Ministeriums mit dem Spitzenverband der Heilmittelverbände. Erst kürzlich gab es im Bereich der Physiotherapie ein erweitertes Konsultationsverfahren, bei dem auch der SHV nach seiner Einschätzung gefragt wurde. Das Ziel: Die bestmögliche Umsetzung der Akademisierung – zunächst in der Physiotherapie. Die Akademisierung der weiteren Heilmittelberufe wie Ergotherapie und Logopädie soll nun geprüft werden. In diesem Zusammenhang fand Lauterbach ebenfalls klare Worte und sprach sich deutlich für eine Teilakademisierung in den Berufen der Physiotherapie aus; wobei Teilakademisierung im Verständnis des Ministeriums in Übereinstimmung mit den Bundesländern bedeutet, dass die Ausbildung zum Physiotherapeuten vollständig akademisiert wird, die Ausbildung zum Masseur und medizinischen Bademeister jedoch fachschulisch bleibt.

Starke akademische Ausbildung unabdingbar

Ohne Akademisierung geht es nicht, stellte der Bundesgesundheitsminister unmissverständlich klar. „Versorgung soll evidenzbasiert und patientengerecht sein“, betonte Minister Lauterbach. Es brauche also Studien. Denn ohne Studien und Forschung gebe es keine Evidenz. Wissenschaft – und somit eine hochschulische Ausbildung – sei die Basis für Evidenz. „Wir brauchen eine starke akademische Ausbildung“, fasste Prof. Lauterbach zusammen.

Modellprojekte zum Direktzugang kommen

Auch beim Direktzugang ziehen Bundesgesundheitsministerium und SHV an einem Strang. Die Vorbereitungen für eine Gesetzesänderung und damit die Einführung von Modellvorhaben zum Direktzugang sind weit gediehen, erklärt Minister Lauterbach. Auf Nachfrage bat Prof. Lauterbach jedoch um Verständnis: Er könne kein genaues Datum nennen, bis wann die Möglichkeit für Modellprojekte zum Direktzugang gesetzlich verankert sei. „Wir sprechen hier aber über Wochen und nicht über Monate“, machte er deutlich.

Vergütung noch nicht ausreichend

Mit Blick auf die Vergütung stellte er klar, dass durch die Umsetzung der Bundeshöchstpreise und die Möglichkeit, Verhandlungen bundesweit zu führen, erste Teilerfolge bereits greifen. Aber dieser dynamische Prozess müsse nun konsequent weitergehen. „Sie sind nicht aus Gewinnmaximierungsabsichten in diesen Beruf gegangen“, war ihm sehr bewusst. Voraussetzung für attraktive Heilmittelberufe seien aber angemessene Gehälter. Aus diesem Grund seien die Heilmittelerbringer bewusst aus dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz ausgeklammert worden, um die Vergütungserhöhungen der vergangenen Jahre nicht direkt wieder zu egalisieren.

Dank für den herausragenden Einsatz bei der Bewältigung der Coronapandemie

Besonders wichtig war es Lauterbach zudem, sich bei den anwesenden Therapierenden ausdrücklich zu bedanken. Ob Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie: „Für mich ist klar, welche Bedeutung die Heilmittelerbringer haben. Ich weiß, dass es ohne die Heilmittelerbringer in vielen Bereichen nicht funktionieren würde“, betonte Minister Lauterbach. „Ich möchte mich daher auch im Namen der gesamten Bundesregierung ganz herzlich für ihre Leistungen bedanken!“, unterstrich Prof. Lauterbach den Stellenwert der Heilmittelerbringer.

Therapeut:innenverzeichnis

An dieser Stelle können Betroffene oder interessierte Eltern bzw. Angehörige von sprach- und sprechgestörten Menschen Sprachtherapeut:innen in ihrer Nähe finden.

Mitglieder Login

Exklusiv für dbs-Mitglieder:
Aktuelle Informationen, Verträge, Preisvereinbarungen, Servicepapiere etc.

Passwort vergessen?

Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse ein. Anweisungen zum Zurücksetzen Ihres Passworts werden Ihnen umgehend per E-Mail zugesandt.

Passwort zurücksetzen

Jobbörse

Aktuelle Stellenangebote für Sprachtherapeut:innen und Logopäd:innen